7. Kapitel
Die Beziehungen
der Grossbanken zur schweizerischen Industrie
Wit können uns bei der Besprechung dieses Kapitels relativ kurz
fassen, da von den Beziehungen, welche die schweizerischen Gross-
banken zur Industrie ihres Landes unterhalten, schon zweimal
Jie Rede gewesen ist, nämlich bei der Behandlung des Kredit-
geschäftes und der Syndikate, bezw. der Emissionen. Dabei haben
wir konstatiert, dass diese Beziehungen von jeher sehr lebhaft
waren, und dass namentlich in der Ostschweiz, wo die Industrie
die grösste Entwicklung durchgemacht hat, den Gründern der
Banken der Gedanke vorschwebte, die Industrie in ihren Aus-
dehnungsbestrebungen und im Konkurrenzkampf gegen das Aus-
(and durch die Eröffnung von Krediten zu unterstützen. Deshalb
haben diese Banken, in deren Verwaltungsräten in der Haupt-
sache Vertreter der Industrie sassen, deren Förderung als ihre
vornehmste Aufgabe betrachtet!). Diesem Programm sind nach
und nach die andern Kreditinstitute, nachdem sie sich zu Gross-
banken entwickelt hatten, ebenfalls gefolgt, wenn auch ursprüng-
lich der Zweck ihrer Gründung ein verschiedener war. Die an
anderer Stelle mitgeteilten grossen Krediteröffnungen sind ein
beredtes Zeugnis für das Interesse, das die schweizerischen Banken
dem Handel und der Industrie entgegenbringen. Ebenso haben
wir bei der Behandlung der Syndikate und Emissionsgeschäfte die
intimen Beziehungen der schweizerischen Finanz zur Grossindustrie
kennengelernt. Es ist ohne Zweifel richtig, was Sombart*®) hervor-
hebt, dass die Industrie in dem Masse eine Kundin der Banken
wird, als ihre Geschäftsform die Aktiengesellschaft ist. Schon bei
der Konstituierung der meisten Aktiengesellschaften auf indu-
striellem Gebiete wirken die Banken in massgebender Weise mit;
') S. darüber Esslinger, a. a. O., 5. 84 ff., S. 127 ff., ferner Wetter, Die Bank in
Winterthur, 5. 48 und 129.
') Sombart, a. a. O., 5. 752.