Einleitung.
Die Ernke 1927 hatte keinen Ausgleich bringen können für die
schweren Rückschläge, die seit Anfang 1927 den viehwirtschaftlichen Teil
der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere die Schweinezucht, ge—
troffen hatten. Die Aufbringung der letzten Rate der Renkenbank
abwicklungskredite im Herbst 1927 war nur unter den größken An—
strengungen bewerkstelligt worden, ohne daß es immer möglich gewesen
wäre, die erforderliche Rücksicht auf die landwirtschaftliche Betriebs-
führung zu nehmen. Die Agrarkrisis wies deutlich alle Merkmale einer
nahe bevorstehenden, äußerst bedrohlichen, Verschärfung auf. Größte
Unruhe bemächtigte sich aller Schichten der landwirtschaftlichen Bevöl—
kerung, die in sponktanen Kundgebungen ihren Ausdruck fand. Was
man bisher für einzelne, besonders gefährdete Gebiete als nokwendig
erachtet hatte, mußte jetzt für das Gesamtgebiet des Deutschen Reiches
gefordert werden, nämlich Sofortmaßnahmen zur Abstellung der drin—
gendsten Rotstände. Die eindringlichen Vorstellungen der großen land—
wirkschaftlichen Berufsverkretungen bei den verantworklichen amtlichen
Stellen wurden unkerstützt durch konkrete Vorschläge, welche sich mit
verschiedenen zu gleicher Zeit in Angriff genommenen Vorarbeiten im
Reichserncihrungs ministerium begegneten und sich zu einem Nothilfe
programm zusammenzufügen begannen. Am 17. Januar 1928 richteten
die damaligen Regierungsparkeien eine Inkerpellaltion an die Reichs—
regierung, welche mit der Frage schloß, bis wann sich die Reichs—
tegierung darüber schlüssig sein würde, welche sofort wirkenden und
welche für die Dauer wirkenden Maßnahmen sie zu treffen gedenke, um
den Untergang der deukschen Landwirkschaft zu verhüten und das
deutsche Volk vor dauernder Nahrungsunfreiheit zu bewahren. Am
21. Januar begannen im Haushaltsausschuß des Reichskages die Be⸗
ratungen über den Haushalt des Reichsernährungsministeriums, im
Ldaufe derer, eingeleitet durch eine Erklärung des Reichsernährungs—
ministers, die Grundlinien des landwirkschaftlichen Notprogramms fest—
gelegt wurden. Die durch das Scheitern des Schulgesetzes geschaffene
neue parlamenkarische Lage bedrohte auch die Fortführung dieser Vor—