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Absatzmöglichkeiten für die deutsche
Industrie in Russland
Ueber kein wirtschaftliches Gebiet herrscht grössere
Unklarheit in den Kreisen der Exportindustrie, als über die
Möglichkeiten des Absatzes nach Sowjet-Russland. Ein
grosser Teil der Firmen, die früher bedeutende Umsätze mit
Russland getätigt haben, erwarten ungeduldig den Augen-
blick, wo die Vorkriegsbeziehungen und die Vorkriegs-
absätze wieder beginnen können. Es ist notwendig, immer
wieder darauf hinzuweisen, dass das Vorkriegsrussland
nicht mehr existiert und dass nicht die geringste Möglich-
keit besteht, Geschäfte in der Form und im Umfange wie
vor dem Kriege im Laufe der nächsten Jahre wieder auf-
zunehmen. Die wohlhabende Schicht und der. grösste Teil
der Intelligenz sind verschwunden, ausgewandert, ausge-
votftet; alles, was für diese Schicht früher importiert wurde,
wird heute und in nächster Zeit gar nicht oder in einem
so geringfügigen Umfange benötigt, dass es nicht der Rede
wert ist. Aber die gesamte russische Industrie ist herunter-
gewirtschaftet und braucht dringend eine Erneuerung ihres
Maschinenparks, eine Modernisierung ihrer Anlagen, ferner
Rohstoffe und Halbfabrikate; die Landwirtschaft braucht
Maschinen und Geräte in bedeutend grösserem. Umfange
wie früher, da die Inlandproduktion seit Jahren gegenüber
ler Vorkriegszeit zurückgegangen ist und auch die Einfuhr
nicht mit dem Bedarf Schritt hielt. Alle Arten von. Fertig-
fabrikaten für den kleinen Konsumenten werden in be-
jeutenden Mengen gebraucht und eingekauft — in dem
Augenblick, wo die Einkaufsmöglichkeiten
vorhanden sind.
Diese Einkaufsmöglichkeiten sind zurzeit behindert in
erster Linie durch Geldmangel. Die Zeitschrift „Ost-Export“
hat schon in der Nummer vom 10. Februar 1920 darauf
hingewiesen, dass Russland den Konsum neu verteilt, aber
für die Produktion keinen Anreiz gefunden. hat. So ist es
auch heute noch, Der Bauer liefert nur soviel von seinem