Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

beides unvermeidlich, als sie gezwungen waren, aus der 
entlegensten Bezirken Wiens einen oft stundenlangen 
Weg in die Zentrale der einzelnen Kassen zurüczulegen 
um Leistungen zu beheben; die für die Inanspruch- 
nahme bestimmter Kassenleistungen vorgesehene Karenz- 
frist (Mutterhilfe, Heilstättenpflege usw.) braucht 
Nicht mehr wie früher auf dem zeitraubenden Um- 
weg über eine Reihe von Kassen nachgewiesen werden; 
die Versorgung der in Wien wohnhaften Mit- 
glieder mit ärztlicher Hilfe erfährt eine beträchtliche 
Verbesserung, da ihnen mehr als 400 Rayons- 
und Fachärzte zur Verfügung stehen. 
Darüber hinaus 
liegt die Bedeutung 
der Schaffung eines 
So großen Kassen- 
gebildes in der FEr- 
möglichung von 
Einrichtungen, die 
den Rahmen der 
Leistungsfähigkeit 
kleiner Kassen 
übersteigen. Vor 
allemistdieGewähr 
für die Errichtung 
von medizinisch- 
technisch mo- 
dernst einge- 
Fichteten Am- 
bulatorien ge- 
boten, die dem Er- 
krankten Behand- 
lungsmethoden 
zugänglich machen, 
welche ihm bei der 
Inanspruchnahme 
Sonstiger ärztlicher . 
Hilfe vielfach versagt bleiben müssen. Gegenwärtig 
verfügt die Kasse über 13 solcher Ambulatorien, von 
welchen die im XII und X. Bezirk gelegenen auch 
außerhalb der Grenzen Oesterreichs wohl kaum ein 
Gegenstück als Schöpfung cincs Krankenversicherungs- 
nstitutes finden. 
Auch der Erholungsheim- und Heilstätten- 
>flege kann eine beinahe die Gesamtheit aller Ver- 
zicherten einer großen Stadt erfassende Kasse ein 
ımngleich größeres Augenmerk zuwenden, als dies bei 
ler früher bestandenen Kräftezersplitterung — im Jahre 
919 gab es in Wien noch 83 Arbeiterkrankenkassen — 
nöglich war. In den eigenen Erholungsheimen der Kasse 
“darunter einem solchen für Kinder) können gleichzeitig 
943, in den Kurheimen 378, in den Entbindungsheimen 
136 Pfleglinge untergebracht werden. Ueberdies hat sich 
die Kasse in 
fremden Anstalten 
und Heilstätten 
über 300 Plätze 
gesichert. 
Schon diese klei- 
ne Auslese zeigt, 
daß es beinahe 
kein einziges wich- 
ges Gebiet der 
Betätigung einer 
Krankenkasse gibt, 
dem sich nicht 
durch die Schaf- 
fung der Wiener 
Einheitskasse neue 
Perspektiven er- 
öffnen würden. 
Die Erfahrungen 
der Zukunft wer- 
den in noch viel 
größerem Maße, 
als jene der bis 
jetzt kurzen Ver- 
gangenheit bewei- 
sen, daß der Satz, zufolge welchem die Leistungs- 
fähigkeit einer Körperschaft mit ihrem Umfange wächst, 
auch für das Gebiet der Krankenversicherung seine 
Berechtigung hat. 
Zahnärztliche Werkstätte der Arbeiter-Krankenversicherungskasse 
VERSICHERUNGSKASSE FÜR KAUFMÄNNISCHE ANGESTELLTE 
IN WIEN 
Die Versicherungskasse für Kaufmännische Ange- 
stellte in Wien ist die Rechtsnachfolgerin der Kranken- 
kasse der Handlungsgehilfen in Wien, die im Jahre 
1889 als Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmann- 
Schaft gegründet wurde. Ueber die Entwicklung der 
Kasse geben die nachfolgenden Ziffern ein Bild: 
‚Jahr Mitglieder Summe der Leistungen 
1890 11.010 S 23.044 
I90 1 15.614 »„ 507.343 
1914 31.627 „1,647.730 
1926 49.502 „4,439.182 
10927 70.221 „ 6,904.857 
Die Kasse verfügt über eigene Anstalten, und 
zwar ein Genesungsheim, zwei Heilstätten 
and eine Geburtshilflich-Gynäkologische 
Anstalt, sie betreibt eine Tuberkulosefürsorge- 
stelle, eine Rheumatikerfürsorgestelle, eine 
Lehrlingsfürsorgestelle und eine Kinder- 
fürsorgestelle. Ihren Mitgliedern steht das Kran- 
kenhaus der Kaufmannschaft zur Verfügung. 
Besondere Aufmerksamkeit wird der Heilfürsorge 
gewidmet, da Krankheitsverhütung eine der wichtigsten 
Aufgaben der Krankenversicherung darstellt und von 
4öchster Bedeutung für die Erhaltung der Arbeits-
	        
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