Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

gestellte Modell des zu prüfenden Schiffes befestigt ist. 
Fast immer handelt es sich um Schiffe, die noch nicht 
gebaut sind, sondern erst in der Zeichnung vorliegen. 
Das Paraffinmodell gibt genau die Form des zukünftigen 
Schiffes wieder, es hat eine Länge bis zu vier Meter 
and wird mittels spezieller Fräsmaschinen nach der 
Zeichnung des Schiffes angefertigt. Das Modell wird nun 
an dem Wagen unter Zwischenschaltung der Meßappa- 
rate befestigt und oftmalig bei verschiedenen Ge- 
schwindigkeiten durch das Wasser geschleppt. Aus dem 
Irgebnis dieser Versuche und Messungen können dann 
\ngaben gemacht werden, wie die Schiffsform noch ver- 
bessert werden kann. Oft handelt es sich nur um einige 
Prozente der Maschinenleistung, die hiedurch erspart 
werden, bei den großen Schiffsbauten sind aber diese 
Ersparnisse von erheblicher Bedeutung. Die Schiffbau- 
technische Versuchsanstalt in Nußdorf wird von den 
Schiffswerften namentlich des Auslandes fortlaufend viel- 
fach in Anspruch genommen, aber auch für unsere 
ı1eimischen Werften an der Donau werden Prüfungen 
ausgeführt. Es werden weiters dort Schiffsschrauben 
(Propeller) untersucht sowie wissenschaftliche Arbeiten 
ıusgeführt (Abb. 7). Der technische Schöpfer und 
Direktor dieser Anstalt ist Dr. Ing. Friedr. Gebers. Mit 
der Prüfung von Flugzeugmodellen befaßt sich das Aero- 
dynamische Lahoratorium an der Technischen 
Jochschule in Wien. Auch diese Anstalt ist in vorbild- 
icher Weise nach den Angaben des verstorbenen Prof. 
kichard Knoller eingerichtet. 
Die Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge in 
Vien wurde im Jahre 1010 vom Österreichischen 
\utomobiltechnischen Verein errichtet. Die Anstalt ver- 
ügt über einen großen Wagenprüfstand, auf dem 
Aessungen an ganzen Automobilen hinsichtlich Leistung 
ind Arbeitsverbrauch ausgeführt werden. Auf dem 
Äotorenprüfstand wird eine in der Anstalt konstruierte 
)remsvorrichtung verwendet, die auch Eingang in die 
adustrie gefunden hat. Meßapparate für die Drehzahl, 
en augenblicklichen Benzinverbrauch und anderes wur- 
ıen konstruiert, wobei besonders die Methode der Ab- 
esung von Flüssigkeitsstandrohren bevorzugt wird. Auch 
ılle Bestandteile des Kraftfahrzeuges, wie Vergaser, Ge- 
riebe, Zündapparate, Bereifung können systematisch ge- 
rüft werden. Weiters fällt in das Tätigkeitsgebiet die 
Intersuchung der Betriebsstoffe, des Benzins, Öles usw. 
n der letzten Zeit hat die Anstalt die von der Sicher- 
ıeitsbehörde in Wien geforderte periodische Unter- 
uchung von Taxameterwagen aufgenommen. Jedes 
\utotaxi wird einmal im Jahre einer gründlichen Re- 
‚ision unterzogen. Hiedurch wird eine wesentliche Er- 
1öhung der Verkehrssicherheit dieser Fuhrwerke erreicht. 
Die Abbildung 8 zeigt einen Blick in die Versuchsanstalt. 
ÖSTERREICH IN DER INTERNATIONALEN GEMEINSCHAFTS- 
ARBEIT AUF TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHEM GEBIET 
Von P. Bretschneider, Wien. 
Die Ueberzeugung, daß nur eine ‚ständige Fühlung- 
aahme mit den gleichgerichteten Bestrebungen des 
Auslandes die eigene Volkswirtschaft zu fördern und 
leren Erzeugnissen ein Absatzgebiet auf dem Weltmarkte 
zu sichern vermag, beginnt mehr und mehr die in zahl- 
reichen Staaten nach dem großen Kriege vorherrschenden 
nationalen Bedenken und Absperrmaßnahmen zu über- 
winden. Der ungeheure, bald nach Friedensschluß ein- 
setzende Fortschritt auf technisch-wirtschaftlichem Gebiet 
erwies sich stärker als alle politischen Vorurteile und 
zwang die Völker, die jahrelang unterbrochenen wirt- 
schaftspolitischen Beziehungen wieder aufzunehmen und 
neue zu schaffen, um den Forderungen der Zeit ge- 
wachsen zu sein und in dem erbitterten Konkurrenz- 
kampfe nicht unterzugehen. 
Auch im neuen Oesterreich, das nach dem Kriege, 
der alten, natürlichen Hilfsquellen beraubt, einen harten 
Kampf um seine Lebensmöglichkeit zu führen begann, 
erkannte man die Bedeutung internationaler Zu- 
sammenarbeit und suchte den Anschluß vor allem 
an jene internationalen Organisationen, welche die drei 
Hauptfaktoren wirtschaftlicher Produktion: die Kraft 
in Form von Energiequellen), den Werkstoff und 
den werkenden Menschen zur Grundlage ihrer 
Verhandlungen erhoben. 
Das seit dem Kriege aus der Not der Zeit heraus 
zum Schlagwort gewordene Problem der „Rationali- 
sierung“ und „Standardisierung” auf allen Gebieten der 
Technik und Wirtschaft lenkte die Aufmerksamkeit vor 
allem auf die erhöhte Ausnützung und Verwertung der 
natürlichen Kraftquellen der Erde und schuf den Ge- 
danken der Einberufung einer „Weltkraftkon- 
’erenz”, welche unter Beteiligung von 30 Ländern am 
I. Juli 1924 das erstemal in London zusammentrat. 
\He die Konferenz betreffenden technischen und tech- 
tisch-wirtschaftlichen Fragen wurden hierbei zunächst in 
ünf  Hauptgruppen unterteilt und zwar: Natürliche 
Traftquellen, Krafterzeugung, Kraft-Uebertragung und 
iraft-Verteilung, Kraftverwendung in Industrie und 
/erkehr, Allgemeines. — Die Idee der „Weltkraftkon- 
erenz” fand so lebhaften Anklang, daß derzeit bereits 
'6 Staaten, dem Vorschlage des „Londoner proponieren- 
len Komitees” folgend, „Nationale Komitees” aufgestellt 
‚aben, die je einen stimmberechtigten Vertreter in das 
‚Exekutivkomitee” nach London entsenden. 
In Oesterreich wurde ein „vorbereitendes Komitee für 
lie Weltkraftkonferenz” über Anregung des Bundes- 
ıinisteriums für Handel und Verkehr am 6. Juni 1023 
as Leben gerufen, das sich aus Vertretern der Ministe- 
jen, der wissenschaftlichen Institute und der indu- 
:triellen, gewerblichen und agrarischen Verbände zusam- 
nensetzte. Der rührigen Tätigkeit dieses Komitees, 
las später in ein definitives „Oesterreichisches National- 
<omitee für die Weltkraftkonferenz” unter Führung von 
Sekt. Chef Ing. R. Reich umgewandelt wurde, ist es zu 
lanken, daß Oesterreich schon bei der ersten 
"ondoner Konferenz vorzüglich vertreten 
var und insgesamt 21 Referate vorlegte, womit es der 
Zahl nach an dritter Stelle stand. Der von der Lon- 
loner Konferenz ausgegangenen Anregung behufs
	        
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