Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

PROPAGANDAMÖGLICHKEITEN 
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Die Speisenkarte könnte aber auch noch in anderer Weise 
der Werbung dienstbar gemacht werden, indem man ihr den 
Charakter des „Andenkens‘““ aufprägt, wie es bei dem wieder- 
gegebenen Musterbeispiel aus Baden-Baden geschah. (Über 
dieses interessante Thema spreche ich in einem besonderen 
Kapitel.) Kurz vor dem Kriegsausbruch erhielt ich von be- 
freundeter Seite aus Amerika eine ganze Serie von Speisen- 
karten ganz ungewöhnlichen Charakters. Während die eine 
Seite der sehr großen Karte die üblichen Speisenangaben ent- 
hielt, fand ich auf der anderen Seite hochinteressante, künst- 
lerische Bilder von bleibendem Wert. Sie gaben besonders reiz- 
volle Punkte aus der landschaftlichen Umgebung jener ameri- 
kanischen Stadt wieder, auch typische Erscheinungen aus dem 
Tagesleben (so zum Beispiel einen Lachsfang), und sie waren 
so künstlerisch und vornehm aufgemacht, daß sie, im ent- 
sprechenden Rahmen, jedem Zimmer zur Zierde gereicht haben 
würden. Das betreffende Hotel kam damit der sattsam be- 
kannten Andenkensucht des Amerikaners in geschickter Weise 
entgegen. Es lieferte auch gleich starke Papprollen zum be- 
quemen Versenden der Bilder-Speisenkarten an Verwandte und 
Freunde. Dieser amerikanische Gedanke ließe sich auf euro- 
päische Verhältnisse übertragen. Kleine Geschenke erhalten 
die Freundschaft. Die. Bilder-Speisenkarte könnte sich wohl 
auch noch abwechslungsreicher gestalten lassen, Jedenfalls 
zeigt dieses Beispiel, daß die Speisenkarte mit Erfolg in den 
Dienst der Werbung gestellt werden könnte. 
Auch mit dieser Frage ließe sich unter Umständen ein Preis- 
ausschreiben verknüpfen. Nehmen wir an: Zur Erlangung 
künstlerischer oder origineller Entwürfe für Speisen- und 
Menukarten. Oder man setze einige Preise für die besten Ideen 
aus, um die Speisen-, Menu-.und Weinkarten der Werbung 
dienstbar machen zu können. 
Ein ähnlicher künstlerischer und zugkräftiger Werber könnte 
die Ansichtskarte werden, wenn man sich bemühen wollte, bei 
ihrer Schöpfung die ausgetretenen Pfade zu verlassen.
	        
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