Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
das im Saale des Palast-Hotels aber nicht schickt, setzte er weich, mit 
zärtlichem Flüstern hinzu: „Mein Steinberger Cabinetstückchen fürs ganze 
Lebend41* 
Dritter im Bunde sei eine kleine Skizze aparter Art, der man 
den Werbecharakter ebenfalls nicht anmerkt. Sie hat, wie die 
vorhergehende Arbeit, Aussicht, oft gedruckt zu werden, weil 
sie dem modernen Wunsch der Redaktionen: kurz, kürzer am 
kürzesten, gerecht wird. 
DES RHEINES KÖSTLICHSTE GABE! 
„Lassen Sie uns aufhören. Ich vertrage das Tanzen leider nicht und 
tanze doch so gern“, sagte die entzückende junge Dame und atmete 
schwer, 
„Wie schade“, erwiderte ihr Partner und sah sie mit leuchtenden 
Augen an. „Ich hatte mich gerade auf diesen Tanz gefreut. Mit Ihnen!“ 
Er war Arzt, noch sehr jung und seine Augen redeten eine deutliche 
Sprache. Heute abend hatte er seine schöne Tänzerin erst kennen und 
—- lieben gelernt. 
„Schade!“ hauchte auch sie und stützte sich auf die Lehne eines 
Stuhles, denn ihr war vom Tanz etwas schwindlich geworden. Zufällig 
war es der Stuhl ihres Tänzers und auf dem schimmernd weißen Tafel- 
tuch stand ein fein geschliffenes Kristallglas, angefüllt mit golden leuch- 
tendem Wein. Ein wundervoller Duft wehte von dem Weinglas herüber. 
Da schlug sich der junge Arzt vor die Stirne, griff nach dem Weinglas, 
kredenzte es seiner reizenden, recht blaß gewordenen Tänzerin und bat: 
„Trinken Sie von diesem Wein, Es ist ein köstlicher Tropfen. Johannis- 
berger Hölle. Er wird Sie wunderbar stärken und beleben.“ 
Die junge Dame zögerte ein wenig, dann nahm sie das Glas und führte 
es an ihre Lippen. 
„Ah!“ sagte sie und sah den jungen Arzt schelmisch lächelnd an. 
„Ich trinke selten Wein, aber einen solchen Trank lasse ich mir gefallen. 
[ch fühle, wie er belebend und stärkend durch die Adern rinnt. Es ist 
aine wunderbare Medizin.“ 
Eine leichte, gesunde Röte überzog das eben noch so blasse Gesichtchen 
und machte es noch lieblicher. Die Augen blitzten und der schlanke 
Körper straffte sich. Wie ein alter, erfahrener Weinkenner vom Rhein 
nahm sie noch einen tiefen, tiefen Schluck und gab das Glas ihrem 
Partner zurück. 
„Das war köstlich, Herr Doktor. Vielen, vielen Dank, Ich fühle neuen 
Lebensmut und die Kräfte eines Herkules in mir. Kommen Sie, lassen 
Sie uns tanzen, tanzen. Aber vorher sagen Sie mir: Das war gewiß ein 
Kind des sonnigen Südens, dieser Wein, daß er gar so feurig und er- 
frischend wirkt?“ 
„Nein, meine Gnädigste! Es ist ein echter, aber edler deutscher Tropfen; 
Johannisberger Hölle ist sein Name, Aber es ist kein Geschenk der Hölle,
	        
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