nicht handeln. Auch bei Marx finden wir einen Hinweis dar-
auf, daß die Zeiteinheit einer hochqualifizierten. Arbeit der
Zeiteinheit einer unqualifizierten, nur multipliziert mit einem
gewissen Koeffizient, gleichgesetzt werden darf. Allein wie
sind solche Koeffizienten zu bestimmen? Vergeblich würden
wir die Lösung dieser Frage bei Marx suchen. Man pflegt
freilich als Lösung des Problems einen Vergleich zwischen
den Kosten der Ausbildung eines gelernten und eines unge-
lernten Arbeiters vorzuschlagen. Diese Aufgabe gehört nicht
zu den leichteren. Ist nun aber die hohe Qualifikation durch
eine natürliche Begabung, wenn auch keine exzeptioneller
Art, bedingt, so ist die vorgeschlagene Methode vollends un-
anwendbar. Es ist also einleuchtend, daß unsere Koeffizien-
ten einen sehr bedingten Wert haben oder gar willkürlich
sein werden.
Da ferner jeder Betrieb Materialien und Werkzeuge von
außerhalb bezieht, so ist es klar, daß keine Produktion ab-
geschätzt werden kann, wenn nicht zugleich auch eine Ab-
schätzung des Arbeitsaufwands im ganzen Bereiche der
Volkswirtschaft stattfindet, wenn nicht alle Arten von Ar-
beitsform und Arbeitsqualifikation auf einen Generalnenner
gebracht werden. Wir sehen also, daß die Bemessung des
Arbeitswerts, die vielen als etwas äußerst Einfaches und
Öbjektives vorschwebt, in Wahrheit sehr kompliziert und
lange nicht objektiv ist. Obwohl diese Methode im Sowjet-
staate soeben als obligatorisch vorgeschrieben ist, müssen
wir ihre Realisierbarkeit dennoch bezweifeln, — so dunkel
und unklar ist dieselbe1). Unwillkürlich drängt sich uns aber
die Frage auf, auf welche Weise verstehen es denn die Ver-
braucher, die ja die Produktionsbedingungen nicht kennen
und nicht kennen wollen, die von ihnen konsumierten Wirt-
schaftsgüter gemäß dem Marxistischen Grundsatz, der schon
auf den ersten Seiten des I. Bandes des „Kapital“ niedergelegt
ist, d.h. nach dem Arbeitsaufwand, den.diese Güter erfordern,
bewerten können, da sich sogar für uns, die wir doch tiefer
in den Produktionsprozeß eindringen wollten, eine solche
Bewertung als ganz verschwommen und willkürlich heraus-
stellte? Doch lassen wir diesen Zweifel beiseite und unter-
stellen wir, daß die Bewertung der Wirtschaftsgüter nach
1) Diese Verordnung blieb tatsächlich nicht ausgeführt. (Bemerk. z,
deutsch. Übersetz.)
DO