Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

dafür ein prägnantes Beispiel — die Versorgung von Riesen: 
armeen. — Gewiß, allein in diesem Falle ist die Aufgabe 
außerordentlich vereinfacht. Wir haben hier eine Anzahl 
von Menschen gleichen Geschlechts und Alters vor uns, die 
eine gleichförmige Arbeit verrichten und gemeinsam unter- 
gebracht sind. Diese ganze Menschenmasse ist wohl über- 
sichtlich, man steht mit ihr in ständiger Fühlung, und die 
Folgen der einen oder der anderen Art, sie zu versorgen, 
treten klar in die Erscheinung. Allein — selbst der best- 
versorgte Soldat wird sich unglücklich fühlen, wenn er kein 
Geld für sich hat; denn das heißt, daß er von der Tausch- 
gemeinschaft ausgeschlossen ist, daß er nicht einmal die 
minimalste Freiheit der Befriedigung seiner Bedürfnisse hat. 
In dem Augenblick, da der Kommunismus bei uns auf den- 
Gipfelpunkt seiner Entfaltung stand, schwebte es.auch unse- 
rer Staatsmacht vor, die Bürger einem ebenso einförmigen 
Regime zu unterstellen. Daher die Experimente mit den 
Arbeiterheimen, die Zwangseinquartierungen, die Kommunal- 
speisungen. Allein all diese Versuche waren nur von ge- 
ringem Erfolg. Das Programm ließ sich nicht durchführen, 
denn seine Voraussetzung war Abschaffung der Einehe, die 
die Bürgerin Kollontaj konsequenterweise denn auch ver- 
langte, zu der sich aber unsere Staatsmacht denn doch nicht 
entschließen konnte. Aber selbst wenn die Regierung die 
Experimente bis zu ihrem logischen Abschluß treiben wollte, 
hätte sie bestenfalls nur das Glück der ... „satten Kaserne‘ 
geschaffen. 
Somit ist der sozialistische Staat selbst mit 
dem ganzen Rüstzeug der wissenschaftlichen 
Theorie und eines statistischen Riesenappara- 
tes nicht imstande, den Bedarf seiner Bürger 
zu ermessen, nicht imstande, ihn abzuwägen, 
und daher auch nicht in der Lage, der Produk- 
tion die erforderlichen Direktiven zu geben. 
Die schwächste Seite der sozialistischen Wirt: 
schaft besteht aber in dem Bestreben des sozia- 
listischen Staates, in den Händen.seiner Bu- 
reaukratie sämtliche Verteilungsfunktionen zu 
zentralisieren. 
Im Rahmen der freien Tauschwirtschaft muß jedes Unter- 
nehmen sich in dem Existenzkampf fortwährend selbst be- 
haupten. Es braucht stets Rohstoffe, es muß die Produk- 
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