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gewinn über die Kosten erzeugt, woraus weiterhin folgt, „daß
bei der Produktion überhaupt kein Wertüberschuß über die
Kostengüter erzielt werden kann‘“!1). Da aber die Produktiv-
mittel sämtlich auf irgendwelche Arbeits- und Bodenleistungen
zurückzuführen sind, das gesamte Produkt also letzthin von
diesen abhängt, so ist diesen der gesamte Produktwert, in den
sie sich entsprechend ihrem Grenznutzen, entsprechend ihrem
„produktiven Beitrag‘, wie sich v. Wieser ausdrückt, teilen,
zuzurechnen?). Anscheinend ist daher für die Zinserscheinung
kein Raum im statischen System. Das Monopolverhältnis,
das man als Quasiproduktionsfaktor auffassen kann, liefert
auch in der Statik ein Reineinkommen sui generis. „Allein
solche Monopolverhältnisse bestehen nicht regelmäßig und
zahlreich genug und vor allem gibt es auch Zins ohne sie“),
Böhm-Bawerk nennt zwei Umstände, die bewirken sollen,
daß die Gleichheit der Produkt- und Produktionsmittelwerte
immer wieder gestört werde. Einmal sind es die sog. Reibungs-
widerstände, die eine stete Quelle von Gewinnen und Verlusten
bilden 9).
Der zweite Umstand, den Böhm-Bawerk anführt, ist
der Ablauf der Zeit, den jede Produktion: mit Ausnahme der
Augenblicksproduktion der primitiven. Nahrungssuche mit
sich bringt. Da man gegenwärtige Güter höher schätzt als
künftige, so sind Arbeits- und Bodenleistungen nicht nur
potentielle Genußgüter, sondern auch Zukunftsgüter, deren
Wert den Produktwert nicht erschöpft®).
Schumpeter wertet jedoch Böhm-Bawerks drei Gründe,
die die Wertüberlegenheit gegenwärtiger Güter gegenüber
künftigen plausibel machen sollen, als auch das Moment der
Abstinenz oder des Wartens negativ, wenigstens für die Statik,
zum großen Teil aber auch für die Dynamik,
Böhm-Bawerks ‚erster Grund — die Verschiedenheit
des Verhältnisses von Bedarf und Deckung in den verschiedenen
Zeiträumen — existiert für Schumpeter in der Statik nicht.
Wenigstens kann man hier nicht mit seiner Hilfe das große
1) Schumpeter, Entwicklung, S. 36. . ?) ebda.,.S. 33, 38/41.
s) ebda., S. 253. 1) ebda., S. 41. %) ebda., S. 43/44.