Full text: Der deutsche Buchhandel

1. Die. Organisation des deutschen Buchhandels. 
handel beziehen kann. Das Einzelobjekt, mit dem es der buch- 
händlerische ‚Wiederverkäufer, der Sortimenter, zu tun hat, be- 
ginnt schon bei Pfennigwerten. Nehmen wir an, das Buch, das 
der Stralsunder Kunde verlangt, habe einen Ladenpreis von fünfzig 
Pfennigen (es gibt auch Objekte von geringerem Preis !), so kann 
man sich leicht ausrechnen, welche Spesen beim direkten Bezug 
vom Stettiner Verleger für die Bestellkarte, das Kreuzbandporto 
und die Geldüberweisung entstehen würden. Sie würden dem Wert 
des Kaufobjekts ziemlich gleichkommen. . Auch bei Büchern mit 
höheren Preisen ergibt sich beim direkten Bezug ein ähnliches 
Mißverhältnis zwischen Spesen und Ladenpreis. Dank der buch- 
händlerischen Organisation mit dem. Verkehr über Leipzig ist aber 
jeder Buchhändler im Deutschen Reiche, wenn er in Leipzig einen 
Kommissionär und durch ihn Anschluß an die buchhändlerischen 
Verkehrseinrichtungen hat, in der Lage, jedes Buch, jede Broschüre, 
jede Zeitschriftennummer eines deutschen Verlages zum festgesetzten 
Ladenpreis spesenfrei liefern zu können. 
Da sowohl der Sortimenter wie der Verleger in Leipzig ver- 
treten sind und beide gewissermaßen mit dieser Vertretung in 
der Buchhändler-Zentrale Filialen ihrer Geschäfte errichtet haben, 
so. spielt sich beim Bücherbezug das Vermittlungsgeschäft zwischen 
den beiden Kommissionären, dem des Verlegers und dem des Sorti- 
menters, auf kürzestem Wege ab. Von 1819 reinen und 480 mit 
Sortiment verbundenen deutschen Verlagsfirmen sind etwa 700, also 
ungefähr ein Drittel, in Leipzig ansässig (Adreßbuch 1928), eine 
Zahl, die für das buchhändlerische Vermittlungsgeschäft von großer 
Bedeutung ist. Die Leipziger Vertretung einer Firma würde recht 
kostspielig sein, wenn der Kommissionär für seinen Auftraggeber 
(Kommittenten) allein zu arbeiten hätte. Dem ist aber nicht so. 
Die Vertretungen der über Leipzig verkehrenden Sortimenter und 
Verleger verteilen sich auf insgesamt 34 Firmen, die im Verein 
Leipziger Kommissionäre zusammengeschlossen sind. ‘Die meisten 
Jieser Kommissionsbuchhandlungen sind von ehrwürdigem Alter, 
denn hundert Jahre und länger. stehen sie schon im Dienste des 
deutschen Buchhandels. Aber sie sind dem Zeitgeist gefolgt, haben 
ihre Betriebsformen den neten Verkehrsmitteln angepaßt und sind 
jung und lebensfrisch wie in ihren Jugendjahren. 
Neben den Kommissionsgeschäften bestehen eine Anzahl Grosso- 
zortimente, die hauptsächlich den Bedarf der buchhändlerischen 
Kleinbetriebe, Kolportagehandlungen, Buchbindereien und Schreib- 
warenhandlungen, denen der Verkauf von Büchern angegliedert ist, 
decken. 
Der Verkehr über Leipzig zeichnet sich nicht nur durch Billig- 
keit, sondern auch durch Schnelligkeit aus. Wenn der Sortimenter 
den Bedarf eines Kunden nicht schon aus seinen Lagerbeständen
	        
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