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hervorgehoben werden, die bei anderen Völkern selbstverständlich sind“, sag! 
der „Deutsche“ mit Recht. 
Die Stagnation unseres Wirtschaftslebens hängt auf das allerengste mit 
dem Mißtrauen zusammen, das man unserer politischen Begabung und 
Betätigung leider im Auslande entgegenbringt. @& 
Der „Rheinische Beobachter“ hat aus. Napoleons Lebenserinnerungen 
folgendes zitiert: „Gegen Deutschland habe ich vor allem den Blick gewandt, 
Zwiespalt brauchte ich nicht zu stiften unter ihnen, denn die Einigkeit war 
aus ihrer Mitte längst gewichen. Nur meine Netze brauchte ich zu stellen, 
und sie liefen uns wie scheues Wild von selbst hinein. Untereinander haben 
sie sich erwürgt und glaubten, damit endlich ihre Pflicht zu tum. Leicht- 
gläubiger ist kein Volk gewesen und törichter kein anderes auf Erden. Die 
törichte Mißgunst, womit sie sich untereinander angefeindet, habe ‘ich zu 
meinem Gewinste wohl gehegt; immer haben sie mehr Erbitterung gepgenein- 
ander als gegen den wahren Feind gezeigt.“ 
Nach Prof. Dr. H. Vaihinger sei aus dem Briefwechsel des Deutschen 
David Friedrich Strauss und des Franzosen Ernst Renan die 
Warnung an uns Deutsche wiedergegeben: „Wissenschaft, Wohlstand und 
Schönheit, sie mögen euch immerhin laben: Aber der Übermut ist der gefähr- 
lichste Freund dieser Gaben!“ und aus den viel zu wenig gelesenen Scho- 
penhauerschen „Aphorismen zur Lebensweisheit‘ die Feststellung her- 
vorgehoben: daß Übermut und Überhebung das Unklügste sei, daß ihre Folgen 
für ihren Besitzer zunehmende Verblendung, ja Verdummung sind, und daß 
man sich dadurch Schwierigkeiten und Feinde schafft. 
Deutschland mit etwa 60 Millionen Einwohnern steht, der Bevöl- 
kerung nach, an siebenter Stelle unter den Nationen des Weltalles, kann 
sich an Ausdehnung nicht mit dem englischen Imperium (445), China 
428), Rußland (131),. Nordamerika ohne Kanada (118) und kaum mit 
Frankreich (mit Kolonien 97 Mill. Einwohnern) vergleichen. 
Nur die Qualität seiner Kopf- und Handarbeiter kann. einiger- 
maßen einen Ausgleich gegenüber diesen größeren Reichen (mit viel 
reicheren Hilfsquellen) schaffen. Auf dem europäischen Kontinente 
ist Frankreich gegenwärtig die erste Vormacht. Ob es seine Kolonial- 
macht erhalten und besser organisieren kann, sicht dahin. Die Fölgen 
seiner Politik gegen die farbigen Rassen Afrikas werden in erster Linie 
Frankreich selbst, dann aber auch ganz Europa treffen. 
Loucheur ist der Ansicht, daß in Frankreich die landwirtschaltliche 
Erzeugung so gesteigert werden kann, daß es seinen gesamten Bedarf an 
Getreide, Zucker und Fleisch nicht nur decken, sondern noch einen Überschuß 
exportieren wird. 
England sieht einer ständigen Steigerung des Unabhängigkeits- und 
Selbständigkeitsgefühles in Kanada, Australien, Südafrika und auch 
Indien entgegen, die nicht aufzuhalten ist. Die Ausstellung in Wemb- 
ley hat noch einmal das Imperium in seiner ganzen Größe gezeigt; ob 
solche einheitliche Illustrierung in 30, 20 oder vielleicht sogar 10 Jahren 
möglich sein würde, bleibt fraglich. 
Die österreichischen Nachfolgestaaten einschl. Polens bieten, ebensu 
wie Rußland, größtenteils kein Bild, das einen schnellen Aufschwung 
verspricht. Auf die anderen europäischen Länder kann ich hier nicht 
eingehen.
	        
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