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mssen, wie sie heute in Deutschland bestehen, wenn wie nahe öct<5 gesamte
Volk mit Nahrungsmitteln versorgen. Deshalb ist es auch so sehr. anzu
erkennen, daß der gesunde Sinn unserer Landarbeiter sich immer wieder
durchgerungen hat, daß sie imnier wieder dazu bcigelragen laben, die Hand
zur Versöhnung zu reichen. Damit die Erntearbeitcn nicht stocken, haben
sie sich bereit erklärt, Ueberstundeu zu machen, überhaupt alles zu tun, was
möglich ist, um die Ernte zu bergen. Aber man durs ihnen nicht immer
wieder systematisch die Freude au der Arbeit vergällen, indem nian
Schwierigkeiten auftürmt, um es nicht zu einem erträglichen Arbeitsoer-
hältnis kommen zu lassen. Es wäre Pflicht der Regierung gewesen, aus
diese Entwicklung zu achten; wie auf der einen Seite die schärfste Reaktion
in Pommern auswächst und aus der andern Seite eine erfolgreiche kommuni
stische Agitation, und ihre Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Das müssen
wir. auch heute der Regierung eindringlich sagen, daß, wenn nicht -die im
mer wieder auftretenden Schwierigketen aus dem Wege geräumt werden,
wir keine Verantwortung übernehmen können für
das, was in Zukunft in Pommern geschieht. Wir
wissen uns im Verbandsvorstand frei davon, daß auch nur das geringste
begangen worden iväre oder begangen werden sollte, was die Ernährung
des deutschen Volkes in Frage stellen könnte. Im Gegenteil, bei all unseren
gewerkschaftlichen Maßnahmen ist bei uns immer wieder der Gedanke^n den
Vordergrund getreten, lieber den Kollegen, die ganz berechtigte Streik
gründe haben, zu sagen: Nein, Ihr -dürft nicht streiken, Ihr dürft das
deutsche Volk nicht ins Unglück stürzen, indem Ihr die Leb.nsmittelerzeu-
gung sabotiert. Es fällt einem Gewerkschaftler schwer, wenn er den Arbei
tern das sagen muß. Wir wußten aber, wenn einmal der volle Topf zum
Ueberlausen gekommen ist, dann war der Streik in Pommern unvermeidlich.
Es ist hi.r glaubhaft nachgewiesen, daß von Unternehmerseite imnrer wieder
Oel ins Feuer gegossen wird, daß das ^Feuer hell auflodern muß, damit
man immer wieder Anlaß hat, nach Maßnahmen gegen die Arbeiter zu
schreien.
Wer die Dinge genau kennt, wie der sogenannte Generalstreik der
Landarbeiter in Vorpommern dann zum Generalstreik aller Arbeiter in
Stettin und Stralsund geführt hat, und dann zur Verhängung des Be
lagerungszustandes unter ganz eigenartigen Umständen, die die Regierung
sogar zum Einschreiten veranlaßten, der weiß, was damals geplant war.
Damals ist die Geschichte zu früh los gegangen, ist ungeschickt angefaßt
worden. Aber wer eingeweiht ist, der weiß, daß man damals in jenen
Kreisen geglaubt hat, jetzt ist es Zeit, jetzt werden wir die Bewegung in
Pommern so weit bringen, daß wir sie von da aus über ganz Deutschland
verbreiten. Wir wissen, daß der Geheimbund der Leute, die aus der Armee
ausgetreten sind, überall seine Spitzel hat, es werden Berichte aufgestellt,
es wird alles benutzt, um die Stimmung der Arbeiter dem Streik günstig
zu machen. Wenn es damals nicht dazu gekommen ist, so ist das dem Ein
greifen der Arbeiterschaft zu verdanken. Aber mir wissen nicht, was noch
alles im Schoße der Zukunft ruht. Deshalb haben wir diese Konferenz
einberufen, um bei Zeiten die Dinge zu besprechen, um auf Mittel und
Wege zu sinnen, wie wir in der nächsten Zeit vorzugehen haben. Wir
haben deshalb auch die Regierung eingeladen, um ihr klar zu machen, daß
die Dinge dort oben mit ganz besonderen Augen betrachtet werden müssen
und daß man besondere Mittel anwenden muß, um sich vor der Gefahr zu
schützen, die von Pommern her über das Reich kommen kann. Unter diesem
Gesichtspunkt bitte ich die Dinge zu betrachten, sich nicht in Einzelheiten zu