10 Berücksichtigung der Preiserhöhungen
Die Zunahme im Wert des Welthandelsvolumens wäre hiernach
gegenüber 1913 ca. 31%. Man erkennt: das Welthandelsvolumen
hat seit 1913, in Pfund Sterling ausgedrückt, nicht unerheblich zu-
genommen und diese Tatsache könnte zunächst den Anschein einer
gesteigerten Weltprosperität erwecken, wenn nicht die soeben ge-
schilderte Verfassung der Weltmarktslage und der Wirtschaftskon-
junktur der einzelnen Länder dieser Annahme sofort widerspräche.
Der Widerspruch erklärt sich aus der Erhöhung des weltwirt-
schaftlichen Preisniveaus. Für England, das als immer noch be-
deutendstes Freihandelsland dem Weltmarkt am „nächsten“ steht,
betrug die Erhöhung der Preise im Jahre 1923 gegenüber 1913:
58,9%, im Jahre 1924: 66,2%. Der amtliche englische Bericht schätzt
die Erhöhung des Weltmarktpreisniveaus auf 50—60%. Ein Durch-
schnitt von 55% würde also berechtigt erscheinen. Darnach würde
der scheinbare Fortschritt des Welthandelsvolumens in einem Rück-
schritt bestehen,
Geht man von der allgemeinen Welthandelsausfuhr zu den diffe-
renzierteren Ergebnissen für einzelne Hauptexportländer über, so wird
man sogleich eine besondere Unterscheidung zu machen haben. Noch
immer zerfällt die Welt — so viel auch der Weltkrieg durch die
später zu besprechende stärkere überseeische Industrialisierung
diesen Gegensatz vermindert haben mag — in Gebiete, welche vor-
nehmlich Nahrungsmittel- und Rohstoff-exportierende sind und
solche, welche im Austausch für solche Waren Fertigfabrikate zu
verkaufen trachten. Es ist ohne weiteres klar, daß selbst bei einer
sich allgemein verschlechternden Lage der Weltwirtschaft die Po-
sition der Nahrungsmittel- und Rohstoff-Exportländer günstiger sein
muß als die der Fabrikat-Export-Staaten, Es entspricht den primitiven
Gesetzen der menschlichen und damit auch der volkswirtschaftlichen
Bedürfnisskala, bei knapper werdenden Gesamtmitteln zur Bedürf-
nisbefriedigung zunächst eine Einschränkung des minder dring-
lichen Bedarfs vorzunehmen, ehe man zur Einschränkung des dring-
licheren schreitet, Aus dieser Gesetzmäßigkeit erklärt es sich, daß
in Zeiten volkswirtschaftlicher Krisen die Preise der Fertigerzeug“
nisse weit rascher und stärker zu sinken pflegen als die des Halb-
zeugs oder gar der Rohstoffe. Es ist daher anzunehmen, daß auch
die Einschränkung des Bedarfs auf Grund der zuvor erörterten Ver-