Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

» 
ten die Vereinigten Staaten von Amerika, deren Wirtschaftskon- 
junktur heute am wenigsten von der Weltwirtschaftskrisis betroffen 
erscheint, weil sie noch immerhin am stärksten als „in sich ge- 
schlossener wirtschaftlicher Weltteil“ zu betrachten sind. 
Jedoch auch hier in Amerika hat die Nachkriegszeit keineswegs 
eine Konjunktur gebracht, die auch nur annähernd mit einem der 
üblichen „booms“ der Weltkriegsjahre zu vergleichen wäre, trotz 
Goldzufluß und trotz der fehlenden unmittelbaren Zerstörungen 
durch den Krieg. Es wird zwar im Laufe dieser Arbeit noch häufig 
darauf hingewiesen werden, daß die Union im ganzen als welt- 
wirtschaftlicher Wettbewerber wesentlich von den Ereignissen des 
Weltkrieges profitieren konnte. Aber diese Tatsache darf nicht dar- 
über hinwegtäuschen, daß die weltwirtschaftlichen Krankheiten der 
Zeit die Vereinigten Staaten keineswegs verschont haben. Schon 
die Teuerung ist ein bezeichnendes Symptom. Folgende Ziffern des 
Professor Irving Fisher können Teuerung und sinkende Dollar-Kauf- 
kraft illustrieren; es betrug :?) 
Teuerung in den Vereinigten Staaten von Amerika 
Die Indexziffer der Preise | 
in % der Vorkriegszeit, 
1913 gleich 100. 
Kaufkraft des Dollars 
in Vorkriegs-Cents, 
1913 gleich 100 Cents 
1913 
1923 
1924 (I. Quartal) 
1925 (I. Quartal) 
1075 IJali 
00 
158 
150,5 
161,9 
160.3 
100 
63,4 
66,4 
61,8 
24 
Auch hier wird die chronische Situation erkennbar. Die Ent- 
wertung des Dollars gemessen an der Preisbildung bildet nach wie 
vor die ernste Sorge amerikanischer Wirtschaftspolitiker. Wie die 
Teuerung in den Vereinigten Staaten auf die ländlichen Kreise ge- 
wirkt hat, hat unlängst Professor Max Sering in seiner vielbeachteten 
agrarpolitischen Schrift?) dargelegt. Er konstatiert, wie sehr die 
Lebenshaltung auf den Farmen eingeschränkt ist; um an Löhnen 
zu sparen, überarbeiten sich die Erwachsenen und werden die Kin- 
der aus der Schule gehalten. Im Jahre 1922 wanderten 1.2 Millionen 
2) Nach Manchester Guardian Commercial vom 6. August 1925. S. 141. 
3) Vgl. Max Sering, Agrarkrisen und Agrarzölle. 1925. S. 38—39, 
(Verlag W. de Gruyter.)
	        
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