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Entwerthung zur Notliwendigkeit der Compression des Bedürf
nisses überhaupt kam, leistete das erhölite Kleiduiigsbedürf-
niss stärkeren Widerstand, als der Rest des Bedürfnisses/
Zu all dem kommt aber noch, dass die Production jener
Steigerung oder Einschränkung der Nachfrage, wie sie unter
der Herrschaft der eben besprochenen (besetze stattündet, nicht
überall in gleicher W eise folgen kann, dass demnach die Preise
jener Bedürfnisse, die nicht so rasch neu erzeugt , als neu ge
sucht werden, unverhältnissmäsaig steigen und fallen, während
die Preise anderer Güter, die leichter nachzuschaffen, deren
Erzeugung rascher einzuschränkeu ist, stabiler bleiben. In
erster Linie kommt hier die Möglichkeit des Importes oder des
Exportes in Erwägung zu ziehen und es zeigt sich hier nun
unseligerweise, dass dieselben Luxusbedürfnisse, deren Expansiv
kraft so überaus gross ist, auch am leichtesten und raschesten
vom Auslande zu beschaffen sind, während ihre allerdings
ebenso grosse Exportfähigkeit wirkungslos bleibt, da die ge
ringe Compressibilität dieser Bedürfnisse es selten zu einer
Abnahme des inländischen (Konsums und folglich zu keiner
Nothwendigkeit des Exports kommen lässt. Es ist leicht zu
ermessen, in wie ungesunder und zerstörender Weise die Lebens
gewohnheit eines Volkes, dessen Lebenssphäre steten Schwan
kungen unterworfen ist, unter der Herrschaft dieser Gesetze
sich gestalten muss. Der Genuss von Tabak und geistigen Ge
tränken wird rasch steigen und nicht wieder zurückgehen, es
wird vielmehr bei einer Verminderung der Consumtionsfähig-
keit die Einschränkung auf dem Gebiete der animalischen und
des gesunderen Theiles der vegetabilischen Nahrung vor sich
gehen. In ähnlicher \\ eise wird der Kleiderluxus der oberen
Gesellschaftschichten zu ungemessener Höhe steigen, noch bevor
die unteren Volksschichten zu zweckmässiger und besserer
Kleidiuig überzugehen Zeit gehabt haben. Die Wohnungen
werden nicht gesunder und geräumiger, wohl aber reichlicher
gefüllt mit Luxusgeräthen aller Art sein. Es wird sich also
Wohl der Luxus, nicht aber der Standard of living der Ge-
«ammtheit erhöhen. Ein derartiges Volk wird für seine Bedürf
nisse mehr ausgeben als zuvor, ohne besser genährt und ge
kleidet oder mit gesunderen Wohnungen versehen zu sein.
Nun ist es allerdings erwiesen, dass die Erhöhung des