Milet, Massalia.
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dorther Sklaven in großer Zahl importiert wurden, teils Kriegs
gefangene, welche die eingeborenen Völker gemacht hatten und so
verwerteten, oder gar Volksgenossen, welche sie an die Griechen
verkauft hatten (S. 140). Die Faktoreien haben in diesem Gebiet
eine größere Rolle gespielt als sonst in den Kolonien der Griechen,
wenn sie auch hier hinter den Städten zurücktraten. Byzanz, jene
Stadt, die später eine so große politische Rolle spielen sollte und
auch in der Handelsgeschichte immer viel bedeutete, war eine Grün
dung der Megarer. Der Handel nach dem Norden wurde besonders
durch die Stadt Olbia besorgt. Durch ihren Getreidereichtum ragten
die Städte der Krim hervor, die sich zu hervorragenden Handels
plätzen entwickelten, die weit über das Altertum hinaus ihre Be
deutung erhielten und z. B. im Mittelalter von den Genuesen be
setzt wurden, bis diese im 15. Jahrhundert von den Türken dar
aus vertrieben wurden.
Weit wichtiger als die Städte am Schwarzen Meer waren die
westlichen Kolonien der Griechen. Die westlichste Kolonie von Be
deutung war Massalia, das heutige Marseille. Am Ende des
7. Jahrhunderts wurde diese Stadt von Kaufleuten aus Phokäa
gegründet, die schon früher ins Adriatische Meer bis zur Poebene
gekommen waren und in den Meeren um Sardinien herum sowie
in Spanien den Phönikern Konkurrenz gemacht hatten (Herodot
1,163). Massalia wurde bald selbst die Mutter einer Reihe von
Städten, längs der Südküste Galliens und der Ostküste Spaniens,
die aber nicht jene Unabhängigkeit erreichten, die Phokäa und
Massalia besaßen, was zum Teil durch die geringe Entfernung
von der Mutterstadt bedingt war. Seine Kaufleute schickte Massalia
tief ins Land hinein und sorgte dafür, daß die Produkte des
Nordens, der Bernstein und das Zinn (Diodor V, 22), auf seinem
Markte feilgeboten wurden. Da man überall vor den Eingeborenen
der Küstengebiete auf der Hut sein mußte, war Massalia und seine
Kolonien gut befestigt, auch gingen die Kaufleute meist nur in
größeren Expeditionen ins Land hinaus. Brachten die Griechen
Produkte ihres Gewerbfleißes mit, so holten sie vor allein Roh
produkte, zum Teil auch Lebensmittel für die Küstenorte, zumal
für Massalia, da auf den felsigen Abhängen rings um die Stadt
nur der Ölbaum und der Weinstock gediehen. Die Haupthandels
straße lief der Rhone entlang, an deren Ufern Ortschaften, Be
festigungen und Faktoreien der Griechen aufeinander folgten, die
zum Teil neben den Ansiedlungen der eingeborenen Völkerschaften
ANuG 258: Neurath, antike Wirtschaftsgeschichte 3