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liehen Gegenden Neurusslands. Trotz des ungünstigen Klimas ist aber
die Fruchtbarkeit des Bodens so gross, dass er bei günstigen Witterungs
verhältnissen, ungeachtet der nachlässigen Bestellung, noch immer grosse
Ernten bringt. Die reichen Gaben der Natur, das Fehlen jeder Ver
besserung des Bodens und jeder Massnahme, um die Ernte zu erhöhen,
bilden die Charakterzüge des Ackerbaues.
Die Oberfläche bildet eine riesige Ebene. Hie und da kommt in
Bessarabien Hügelland vor, und die Krim ist ihrer schönen und grossen
Berge wegen bekannt. Das übrige Land besteht aus unendlichen, mono
tonen Steppen.
«Weit und breit seid Ihr, Steppen,
Bis an das Schwarze Meer hinan»
singt das Volk in dieser Gegend und gibt durch Wort und Melodie des Liedes
dem eintönigen und zugleich fesselnden Charakter der Gegend Ausdruck.
Hunderte von Wersten lang dehnt sich hier das Feld aus. Eine gelbe, von
der Sonne verbrannte Steppe wird durch kleine, seltene Wälder unterbrochen,
die als Oasen hie und da aus dem riesigen Getreidemeere auftauchen.
Die Einwohnerzahl beträgt auf Grund der Angaben der ersten allrussi
schen Volkszählung im Jahre 1897 10794 726 Seelen. In den Städten
wohnen 17,8 Prozent der gesamten Bevölkerung, von ihnen beträgt die
Stadtbevölkerung in Bessarabien 15,2 Prozent, im Gouvernement Cherson
28,8 Prozent, in Taurien 19,9 Prozent, im Gouvernement Ekaterinoslavv
11.4 Prozent und im Dongebiet 12,4 Prozent der ganzen Bevölkerung.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung bleibt noch immer gering, wenn
sie auch fortwährend stark zunimmt. So fielen im Jahre 1892 auf eine
Quadratwerst im Durchschnitt in Neurussland (ohne das Dongebiet) etwa
33.5 Einwohner. Dagegen belief sich die Einwohnerzahl auf einer
Quadratwerst im Jahre 1897 schon auf 40,1. Die Landwirtschaft bildet
die vorherrschende Beschäftigung der Bevölkerung.
So waren beschäftigt im Jahre 1897:
(Tabelle I) in der Landwirtschaft in der Industrie
in Prozent
Bessarabien
64,73
6,21
Cherson
64,84
8,87
Taurien
65,35
7,71
Ekaterinoslaw
73,33
8,03
Dongebiet
73,31
6,84
Man sieht also aus diesen Angaben, dass die Landwirtschaft und
die ländliche Bevölkerung die ausschlaggebende Rolle im wirtschaftlichen
Leben der neurussischen Gouvernements spielt.