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waren und wieder auf unseren Markt zurückgekehrt sind.» Es kommt
oft vor, dass die Arbeiter, die schon im Sommer ihr Haus verlassen
haben, noch immer auf Suche nach Arbeit herumziehen. Sie wandern
nach Kachowka, aber da sie auf diesem grössten Arbeitermarkt keine
Arbeit finden, wandern sie weiter und streifen manchmal auf 9—10
Arbeitermärkten vom Gouv. Cherson bis Bessarabien umher. «Ueber-
all», sagte ein Arbeiter, «eine Menge Arbeit, aber noch mehr Arbeiter;
die Nachfrage ist gering; wenn man nur Einen dingt, bieten sich Hunderte
von Arbeitern an.» 1 )
So haben die wirtschaftlichen Verhältnisse Neurusslands zu einem
Ueberschuss an Arbeitskräften an vielen Orten geführt. Die früheren
Klagen der Gutsbesitzer über den Mangel an Arbeitskräften sind zu
einem Anachronismus geworden. Die schönen Zeiten der grossen Nach
frage nach Massen von Arbeitskräften, der hohen Löhne, die Zeiten, in
denen die Wanderarbeiter eine grosse Rolle spielten, sind längst vorbei.
Das geben jetzt auch einige von den Gutsbesitzern selbst zu. «Mit der
Zunahme der Bevölkerung, besonders unter dem Einfluss der starken
Ausdehnung der Mähmaschinen» — sagte im Jahre 1898 der Adels
marschall vom Gouv. Ekaterinoslaw — «ruft die Arbeiterfrage jetzt keine
Schwierigkeiten mehr hervor.» «Es sind nicht mehr die Grundbesitzer,
die von den Arbeitern abhängig sjnd, sondern nur diese letzten, die von
den Gutsherren vollständig abhängen» — sagte Fürst Schtscherbakow
auf einem Kongress der Landwirte in Moskau. «Grosse Massen von
Arbeitern finden keine Arbeit.» Im Gouv. Cherson und in der Krim
scheint dem Fürsten Schtscherbakow die Arbeiterfrage im Sinne der
Nachfrage nach Arbeitern in der Landwirtschaft schon gelöst zu sein.
') Die Chronik der Naturalpflegungsstation im Gouv. Cherson 1895 N. 12.