Object: Die deutsche Wirtschaft

5u Prof. Dr. E. Horneffer: 
prächtigen und klingenden Worttäuschungen offenbar. Versprechen 
ist leichter ‚als Halten, Verführen leichter als Beglücken. Im Wirt- 
schaftsleben hat die Idee und das Wort „Sozialismus‘ Unerhörtes ver- 
sprochen, einen anderen, besseren Aufbau, eine andere, heilsamere 
Ordnung und Verbindung der in der Wirtschaft tätigen Kräfte und 
infolge dieser gerechteren und edleren Ordnung den schönen, so heiß 
ersehnten Arbeitsfrieden, Und nun stehen wir vor einer Lage, als ob 
es niemals einen Sozialismus gegeben hätte, denn zu einer wirklichen 
Besserung unserer wirtschaftlichen Verfassung und Arbeitsordnung hat 
er nichts, gar nichts beigesteuert, Die soziale Frage in der Wirtschaft 
steht nach wie vor mit derselben Schwere, mit derselben drohenden 
Gefahr vor dem Gewissen der Gegenwart, Nirgends ist die Spannung 
so scharf, die Spaltung so tief wie unter den Kräften des Wirtschafts- 
lebens, Hier muß das höchste Künstlertum walten. Oder der Zu- 
sammenhang zerspringt völlig. Die eiserne Not mag eine Weile noch 
die widerstrebenden Kräfte zur Arbeit zwingen, zur Arbeit unter dem- 
selben Dache und an demselben Werke. Aber es ist freudlose Arbeit, 
der der innere Schwung fehlt und die deshalb auch nicht ganz hohe 
Erfolge erzielen kann. Und nur ganz hohe Erfolge, überschwengliche 
Leistungen können dem deutschen Volke aus seinem Elend aufhelfen. 
Bleiben diese höchsten Leistungen aus, ist das Zurückbleiben der 
deutschen Wirtschaft, ein allmähliches Absinken unausbleiblich. 
Sollen wir nicht an den großen und schönen Gedanken der „Arbeits- 
gemeinschaft‘ wieder. anknüpfen? Als das Wort ausgesprochen wurde, 
war es nur eine Hoffnung, ein Wunsch, der nicht erfüllt worden ist, ein 
Ziel, das man wieder aus den Augen verloren hat. Nur eine sorgfältige 
Beobachtung der Tatsachen, eine wissenschaftliche Einsicht in die 
inneren Beziehungen und tiefer liegenden Zustände des Wirtschafts- 
jebens können uns Aufschluß geben über die gestellte Aufgabe. Zu- 
nächst ergibt sich, daß es eine psychologische Aufgabe ist; 
welche der Lösung harrt, Menschen sind es, die die wirtschaftlichen 
Güter erzeugen, die durch den Zwang der systematischen Arbeit, durch 
die Organisation der Arbeit in größeren Betrieben zu gemeinsamer, ver- 
bundener Tätigkeit genötigt werden. Da gilt es, durch klare psycho- 
logische Erkenntnis die gegenseitigen Beziehungen dieser verbundenen 
Menschenkräfte zu ermitteln, die Ursachen zu erkennen, weshalb so 
schwere, anscheinend unlösbare Konflikte unter ihnen ausgebrochen 
sind, Nur’ durch diese Erkenntnis können wir instand gesetzt werden, 
uns Gedanken zu machen, Vorschläge auszuarbeiten, wie die Konflikte 
zu beheben sind, 
Jede Zusammenarbeit unter Menschen vollzieht sich unter 
Herrschaftsformen. Nur durch Befehlen und Gehorchen, An- 
An
	        
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