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Was die Verteilung des Privatgrundbesitzes unter den verschiedenen
sozialen Gruppen anbetrifft, so geben folgende Zahlen hierüber eine klare
Vorstellung. Von den vier Hauptgruppen, die uns hier am meisten
interessieren, machten die Bauern 83,5 Prozent, die Adeligen 27,4 Pro
zent, die Kleinbürger 11,9 Prozent und die Kaufleute 3,8 Prozent der
gesamten Zahl der Privatgrundbesitzer aus.
Vergleichen wir die Zahl der Grundherren aus den verschiedenen
Ständen mit der Menge des in ihrem Besitze sich befindlichen Grund
und Bodens, so treten die anormalen modernen Agrarverhältnisse krass
hervor. An erster Stelle stehen die Adeligen unter allen anderen Gruppen
in Bezug auf die Fläche des Grundbesitzes. Trotzdem ihre Zahl nur
27,4 Prozent betrug, besitzen sie 74,3 Prozent des gesamten Privatgrund
eigentums. Dagegen besassen zur Zeit des Bodenkatasters in den siebenziger
Jahren die Bauern, die 83,5 Prozent der gesamten Zahl der Privatgrund
besitzer ausmachen, etwa 1,8 Prozent der gesamten Fläche des Grund
besitzes, was in absoluten Zahlen eine Fläche ausmacht, die vierzigmal
kleiner ist, als der Besitz der Adeligen. Von anderen Gruppen besassen
die Kaufleute 12,8 Prozent und die Bürger 2,8 Prozent des gesamten,
in Privateigentum sich befindenden Grund und Bodens. Was die Ver
teilung des Privatgrundbesitzes in den einzelnen Gouvernements anbetrifft,
so ist sie überall ziemlich gleich. Ueberall in allen Gouvernements fällt
die grösste Quote des Privatgrundbesitzes auf die Adeligen und die ge
ringste auf die Bauern.
So betrug die Fläche des adeligen Grundbesitzes im Gouvernement
Ekaterinoslaw 85,3 Prozent, in Cherson 76,4 Prozent, in Bessarabien
72,7 Prozent und in Taurien 60,4 Prozent des gesamten Privateigentums
auf Grund und Boden.
ln allen Gouvernements kommt die Gruppe der Kaufleute nach der
der Kleinbürger in Bezug auf die Flächen ihres Grundbesitzes an zweiter
Stelle. Dagegen ist der bäuerliche Besitz der kleinste der Fläche nach
und schwankt zwischen 0,7 Prozent im Gouvernement Cherson und 3,7
Prozent in Taurien.
So waren die Verhältnisse in den siebenziger Jahren. Der nach
jener Zeit folgende Umschwung im Wirtschaftsleben in den südrussischen
Gouvernements hat sich in der Tendenz zu einer grossen Umgestaltung
der Agrarverhältnisse geäussert. Dadurch sind die oben angeführten
Angaben ziemlich veraltet und entsprechen nicht mehr der heutigen
Grundbesitzverteilung. Seit den Jahren 1877—1878 wurde in Russland
seitens der Regierung kein Bodenkataster aufgenommen und es sind
also keine neueren Angaben vorhanden. Es ist also ziemlich schwer,