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Tierische Entleerungen.
und kocht; enthält der Harn Zucker, so wird das weiße Wismutsalz unter Schwarz-
färhung reduziert.
10. Freie und gebundene Kohlensäure: Zwei Proben frisch aufgefangenen
Harns von je etwa 100 ccm werden, die eine mit einer reinen, die zweite mit
einer ammoniakhaltigen Lösung von Chlorbaryum versetzt, die Flüssigkeiten auf
dem Dampfapparate bis nahe zum Kochen erhitzt, die Niederschläge auf ein gewogenes
Filter gebracht, ausgewaschen, bei 100° getrocknet, gewogen und der Gehalt an
Kohlensäure ermittelt.
11. Wenn auch Kohlenstoff und Wasserstoff in der organischen Substanz
des Harnes bestimmt werden sollen, so geschieht dieses mittels der Elementar
analyse, indem man 10 ccm Harn im Gemenge mit feinem Quarzsand, welcher
vorher mit Säuren ausgekocht, gewaschen und geglüht wmrden ist, oder im Gemenge
mit präzipitiertem und geglühtem schwefelsauren Baryum verdampft, den Rückstand
vollständig austrocknet und mit chromsaurem Blei gegen Ende der Behandlung im
Sauerstoffstrome verbrennt.
12. Bestimmung des Chlors: 5—10 ccm Harn werden in einer kleinen
Platinschale mit 1 g reinem kohlensauren Natrium (um etwaiges Chlorammonium
in Chlornatrium und kohlensaures Ammon überzuführen und einen Verlust von
Chlor zu verhüten) und 1—2 g chlorfreiem Salpeter im Wasserbade zur Trockne
verdampft; der Rückstand wird zuerst gelinde, später stärker bis zum Schmelzen
erhitzt. Die verbleibende Schmelze wird in wenig Wasser gelöst, die Lösung in
ein Becherglas gebracht und zu der alkalisch reagierenden Flüssigkeit so lange
tropfenweise sehr verdünnte reine Salpetersäure hinzugegeben, bis eine schwach
saure Reaktion eingetreten ist, die man alsdann durch eine Messerspitze voll gefällten
kohlensauren Calciums wieder beseitigt. Das überschüssige kohlensaure Calcium
filtriert man vor der Titration nicht ab, da es die Schärfe der Endreaktion durch
aus nicht beeinträchtigt. Zu der Mischung setzt man ferner 2—3 Tropfen einer
kalt gesättigten Lösung von chromsaurem Kalium und titriert dann mit Silber
lösung, bis eine deutlich rötliche Abstufung auch nach dem ümrühren bestehen
bleibt. Die Silberlösung soll im Liter 18,469 g Silber enthalten, so daß ein Kubik
zentimeter derselben 10 mg Chlornatrium oder 6,068 mg Chlor entspricht; sie darf
keine Spur von freier Salpetersäure enthalten, muß also völlig neutral sein.
Man kann aber auch ebenso schnell das Chlor in der salpetersauren Lösung
gewichtsanalytisch bestimmen.
13. Die etwa vorhandene Phosphorsäure kann man durch Titration mit
Uranlösung ermitteln, sicherer ist jedoch die gewichtsanalytische Bestimmung in der
Asche des Harns nach dem Molybdänverfahren (vergl. unter „Düngemittel“).
Um die an Erden gebundene Phosphorsäure allein zu bestimmen, versetzt man je
nach der Konzentration 100 oder 200 ccm des filtrierten Harns mit Ammoniak bis zur
alkalischen Reaktion und läßt 12 Stunden stehen. Der Niederschlag wird auf einem kleinen
Filter gesammelt, unter Erwärmen in möglichst wenig Essigsäure gelöst, die Lösung bis
auf 50 com verdünnt und nach Zusatz von 5 ccm der essigsauren Ammoniösung mit Uran
titriert. Will man Kalk und Magnesia bestimmen, so löst man das Gemenge der Phosphate
vor dem Glühen in möglichst wenig verdünnter Essigsäure auf, fällt den Kalk mit oxal-
saurem Ammon und nach dem Abfiltrieren des Niederschlages das phosphorsaure Magnesium
durch Übersättigung der Flüssigkeit mit Ammoniak.
14. Schwefelsäure: 50 oder 100 ccm des filtrierten Harnes werden mit
Salzsäure stark angesäuert, bis zum Sieden erhitzt und mit Chlorbaryumlösung
gefällt. Man läßt die Flüssigkeit noch einige Stunden in der Wärme stehen und
filtriert die klare Flüssigkeit ab. Den Niederschlag rührt man noch wiederholt in