Allgemeine Verfahren der Fettuntersuchung. 527
Farben-Eeaktionen lassen geringe Mengen gewisser Öle in Gemischen bestimmt
erkennen.
Eine große Zahl der Verfahren der Fettuntersuchung sind sog. quan
titative Reaktionen, d. h. quantitative Bestimmungen oder Messungen bestimmter
physikalischer oder chemischer Eigenschaften der Fette, aus denen ein Schluß
auf die qualitativen Eigenschaften der betreffenden Fette gezogen werden kann.
Es ist bis jetzt nicht möglich, die Menge eines Fettes in einem Fettgemische
mit hinreichender Genauigkeit quantitativ zu bestimmen, sofern nicht die Bestand
teile des betreffenden Gemisches selbst vorliegen, denn außer der großen Ähnlichkeit
vieler Fette verschiedenen Ursprungs treten auch bei den Fetten einer und derselben
Tier- oder Pflanzenart sehr beträchtliche Schwankungen in der Zusammensetzung
und den dadurch bedingten Eigenschaften auf.
Da eine große Anzahl von Verfahren zur Unterscheidung der verschiedensten
Fette angewendet wird und sich daher vielfach wiederholt, so mögen diese all
gemeinen Verfahren der Fettuntersuchung hier zunächst im Zusammenhänge auf
geführt werden.
Allgemeine Verfahren der Fettuntersuchung. 1 )
Für sämtliche im nachfolgenden beschriebenen Verfahren ver
wendet man das gereinigte, wasserfreie, klare Fett. Feste Fette werden
vorher bei möglichst niedriger Temperatur geschmolzen und ebenso wie
die flüssigen Fette, sofern diese nicht vollkommen klar sind bezw.
heim schwachen Erwärmen klar werden, durch Filtrierpapier filtriert.
Die Verfahren der Untersuchung zerfallen in physikalische und chemische.
A. Physikalische Untersuchungsverfahren,
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
Die spezifischen Gewichte der Fette und öle zeigen durchweg nur sehr
geringe Unterschiede und können nur in den seltensten Fällen zur Unterscheidung
oder Feststellung der Reinheit eines Fettes dienen.
Bei flüssigen Fetten geschieht die Bestimmung des spezifischen Gewichtes
mittels des Pyknometers bei 15° (vergl. unter Milch S. 449).
Bei festen Fetten bestimmt man das spezifische Gewicht zweckmäßig bei
100° nach dem Verfahren von E. Königs oder Wolkenhaar.
E. Königs füllt zu dem Zweck ein weites Eeagensrohr mit dem klaren Fett,
hängt das Rohr bis fast zur Mündung in ein Wasserbad, erhitzt dieses zum Kochen
und bestimmt das spezifische Gewicht mit Hilfe eines eigens konstruierten Aräo
meters, 2 ) welches mit einer Skala von 0,845—0,870 versehen ist.
D Soweit die Untersuchungsverfahren der auf Grund des §12 des Reichsgesetzes
hetr. den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln vom
15. Juni 1897 vom Bundesrate erlassenen „Anweisung zur chemischen Untersuchung von
Fetten und Käsen“ vom 1. April 1898 (Zentrbl. f. d. Deutsche Reich 1898, 26, 201) ent
nommen sind, haben wir sie durch „Anführungszeichen“ mit dem Zusatz „Margarine-
Gesetz,“ und soweit sie der Anlage d der Ausführungsbestimmungen D vom 30. Mai 1902
zum Reichsgesetz betr. die Schlachtvieh- und Fleischbeschau vom 3. Juni 1900
(Beilage zu No. 22 [1902] des Zentrbl. f. d. Deutsche Reich) entnommen sind, haben wir
sie durch „Anführungszeichen“ mit dom Zusatz „Fleischbeschau-Gesetz“ kenntlich gemacht.
2 ) Die Senkspindel usw. sind zu beziehen von C. Gerhardt in Bonn.