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Speisefette und -öle.
meter so angebracht, daß der Qnecksilberkörper sich ungefähr in der Mitte der geschmolzenen
Fettmasse befindet. Sobald am Boden des Gefäßes das Fett zu erstarren beginnt, wird mit
dem Thermometer gleichmäßig nach rechts und nach links gerührt, wobei die Pettmasse
durch ausgeschiedene Pettkristalle undurchsichtig wird. Das Thermometer muß während
dieser Zeit genau beobachtet und die Temperatur in kurzen Zwischenräumen aufgesohrieben
werden. Sie sinkt erst etwas, steigt dann ziemlich rasch bis zu einem Höchstpunkte, hält
sich auf demselben einige Zeit und fällt dann wieder. Der so erreichte Höchstpunkt ist
der Erstarrungspunkt.
In Österreich bestimmt man den Erstarrungspunkt nach dem dem Dalicansehen
ähnlichen Verfahren von Wolfbauer, 1 ) bei dem aber die Fettsäuren zwei Stunden bei
100° getrocknet werden.
Die nach Pinken er ermittelten Erstarrungspunkte sind nach Lewko witsch etwas
höher als die nach Dalican bestimmten und die nach Wolfbauer sich ergebenden liegen
noch 0,2—0,3° höher als die nach Pinkener.
8. Bestimmung des Brechungsindex (Refraktometergrades).
Wenn auch die Hoffnungen, welche man auf die Ermittelung des Brechungs
vermögens zur Unterscheidung der Fette gesetzt hatte, wegen der wechselnden
Zusammensetzung der einzelnen Fette und der geschickten Fälschungen unserer Zeit
nicht ganz in Erfüllung gegangen sind, so haben doch die Refraktometer zur Be
stimmung dieses Brechungsvermögens in einigen Fällen eine Bedeutung gewonnen
und darf die Bestimmung des Brechungsindex bezw. des „Refraktometergrades“ als
das einfachste und brauchbarste Verfahren zur Vorprüfung der Fette bezeichnet
werden.
Als Refraktometer 2 ) für allgemeine Untersuchungen sind in Gebrauch das von
Abbe, Pulfrich, Jean und Amagat, während das unter Mitwirkung von
R. Wollny von der Firma C. Zeiß in Jena hergerichtete Butterrefraktometer
zwar in erster Linie zur Prüfung des Kuhbutterfettes auf Reinheit bestimmt war,
aber auch bei der Prüfung der übrigen Fette wertvolle Dienste leistet und fast
allgemeine Anwendung findet. Wir beschränken uns daher hier lediglich auf die
Aufnahme der Beschreibung dieses Refraktometers und seiner Anwendung nach der
amtlichen „Anweisung zur chemischen Untersuchung von Fetten und Käsen“ 3 ) vom
1. April 1898 zum Gesetz betr. den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren
Ersatzmitteln vom 15. Juni 1897. Die nachfolgende Anweisung bezieht sich zunächst
auf die Untersuchung des Butterfettes.
*) Vergl. Benedikt-Ulzer, Analyse der Fette und Wachsarten. Berlin, J. Springer.
4. Aufl. 1903, 126.
2 ) Die Refraktometer beruhen alle auf demselben Grundsatz; Wenn a — Einfalls
winkel, ß = Brechungswinkel bedeutet, so versteht man unter Brechungsverhältnis,
Breohungsindex oder Brechungsexponent n den Quotienten aus dem Sinus des Einfalls
winkels und dem Sinus des Brechungswinkels, also n =
Wenn das Licht aus Luft in eine bestimmte Flüssigkeit übergeht, so ist dieses Ver
hältnis immer konstant; wie groß auch der Einfallswinkel (c) sein mag, es ändert sich
nur mit der Natur der Flüssigkeit und bildet eine kennzeichnende Eigenschaft derselben.
Geht das Licht in ein stärker brechendes Medium über, so entspricht jedem Einfalls
winkel auch ein Brechungswinkel; im umgekehrten Palle vermag bei einem bestimmten
Einfallswinkel der Lichtstrahl nicht mehr in das dünnere Medium überzutreten, sondern
wird in das stärker brechende Medium durch Reflexion zurückgeworfen, d. h. bei einem
bestimmten Winkel vermag das Licht nicht mehr auszutreten, es tritt Totalreflexion ein.
3 ) Zentralbl. f. d. Deutsche Reich 1898, 26, 201; Zeitschr. f. Untersuchung d. Nah
rungs- und Genußmittel 1898, 1. 439.