Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Hilf'sstoffe bei der Kellerbeliandlung. — Abfälle von der Weinbereitung. 795 
schüttelt das Ganze tüchtig durch und läßt es 1 / 2 Stunde stehen. Alsdann filtriert man die 
Flüssigkeit durch ein kleines Filter in ein Probierröhrchen, fügt zu dem Filtrate 30 Tropfen 
Salzsäure und 16 Tropfen einer Oxalsäurelösung, stellt einen blanken Streifen Messingblech 
in die Flüssigkeit und erhitzt auf 60—100°, indem man das Probierröhrchen in ein 
kochendes Wasserbad taucht. Bei Gegenwart von Arsen in dem Schwefel entsteht auf dem 
Messingblech sofort ein eisenfarbiger bis schwarzer Überzug von metallischem Arsen. 
Arsenhaltige Schwefelschnitte dürfen nicht verwendet werden, 
b) Kohlensaurer Kalk. Zum Entsäuern der Weine soll nur reiner, gefällter 
kohlensaurer Kalk verwendet werden. Über die Untersuchung vergl. S. 101. 
c) Holzkohle. Dieselbe wird angewendet, um dem Weine fremdartige Geruchstoffe 
zu entziehen; hierzu eignet sich am besten Kohle von Lindenholz oder von anderen Laub 
hölzern, nicht aber solche von Nadelhölzern; sie muß gut gebrannt sein und darf keine 
teerigen Stoffe mein' enthalten. Auch wirkt frisch geglühte Holzkohle besser als längere 
Zeit gelagerte Holzkohle. 
d) Tierkohle. Sie dient zur Entfernung von Farbstoffen aus dem Wein, z. B. von 
Rotweinfarbstoff aus Claretweinen. Die Tier- oder Knochenkohle muß fein gepulvert, 
durch Auskoohen mit starker Salzsäure und sorgfältiges Auswaschen mit Wasser gereinigt 
und feucht auf bewahrt werden. Über die Untersuchung vergl. S. 617. 
e) Kohlensäure. Zur Auffrischung matt gewordener Weine oder auch zur Her 
stellung von Schaumweinen wird jetzt allgemein flüssige Kohlensäure in schmiedeeisernen 
Flaschen (Bomben) verwendet. Selbstverständlich muß auch hier die reinste Kohlensäure 
verwendet werden. Üm sie zu prüfen, leitet man sie nach K. Windisch erst in eine 
kleine Menge Wein und stellt fest, ob dieser einen fremdartigen Geruch und Geschmack 
annimmt. Über die sonstige Untersuchung der Kohlensäure vergl. L. Grünhut, Chem- 
Ztg. 1896, 1!), 655. 
f) Alkohol. Zum Spülen der Fässer und Flaschen mit Alkohol, wodurch nicht über 
1 Volumprozent Alkohol in den Wein gelangen darf, soll nur reinster, fuselfreier Alkohol, 
sog. Fein-(Wein-)sprit von etwa 96 Volumprozent verwendet werden. Über die Unter 
suchung auf Reinheit vergl. S. 671 u. ff. 
IX. Abfälle von der Weinbereitung. 
Zu den Abfällen der Weinbereitung gehören: 
1. Das Weingeläger (Weinhefe und Rohweinstein). Die abgesetzte Weinhefe wird 
vielfach mit Zuokerwasser übergossen und nochmals der Gärung unterworfen. Man erzielt 
auf diese Weise den Hefenwein als Haustrunk oder durch Destillation den Hefen 
branntwein. Die rückständige Hefe wird vereinzelt zur Düngung verwendet; richtiger 
aber ist ihre Verarbeitung auf saueres weinsaures Kalium bezw. Weinsäure gleichzeitig 
mit dem sich ausscheidenden Rohweinstein in den Fässern während der Gärung. Zur 
Wertbestimmung der Rohweinsteine und Weinhefen wendet man das zuerst von Golden 
berg, Geromont & Co. angegebene, später von F. Gantter und R. Fresenius ver 
besserte Verfahren 1 ) an: 
„6 g fein gemahlener und gepulverter Rohweinstein oder Weinliefe werden mit 
9 com verdünnter Salzsäure vom spezifischen Gewicht 1,1 mindestens 2 Stunden bei Zimmer 
temperatur digeriert. Die Masse wird dann quantitativ mit destilliertem Wasser in ein 
100 ccm fassendes Meßkölbchen gespült. Nach dem Auffüllen auf 100 ccm und tüchtigem 
Umsohütteln filtriert man durch ein trocknes Faltenlilter in ein trocknes Gefäß und mißt 
sofort vom Filtrate 60 ccm in ein Becherglas ab. Hierbei ist darauf zu achten, daß die 
50 ccm genau der Hälfte der 100 ccm des Meßkölboheus entsprechen. 
Die abgemessenen 50 ccm werden in dem mit einem Uhrglase bedeckten Becher 
glase vorsichtig mit 18 ccm Pottaschelösung (10 ccm = 2 gK 3 C0 3 ) gekocht, und zwar vom 
Kochen an 10 Minuten lang, bis sich der kohlensaure Kalk pulverig abgeschieden hat. 
Nachdem das Uhrglas mit Wasser abgespült ist, wird der Inhalt des Becherglases durch 
l ) Zeitsohr, f. anal. Chemie 1890, 29, 677 und 579, ferner 1898, 37, 312.
	        
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