Full text: Die Psychologie der Reichsfinanzreform

12 
88 
brikat. Bei den Zigarren betragen die Sätze 10—13 pCt. 
des Detailpreises; bei den Zigaretten 15—20 pCt. Die Sätze 
der Zigarrensteuer bewegen sich von 4—96 M, in 6 Stufen. 
Auch bei den Zigarren soll die Banderolierung angewandt 
werden. Der Mehrertrag wird auf 77 Millionen M. berechnet. 
Gesamteinnahme einschließlich Zoll für die Reichskasse 
170 Millionen M. 
5. Zuckersteuer. Diese soll in der bisherigen Höhe noch 
bis 1. April 1910 weiter erhoben werden; ich bin der Ansicht, 
daß in absehbarer Zeit eine Herabsetzung trotz Brüsseler 
Konvention nicht erfolgen darf, weil die damals erwarteten 
erhöhten Einnahmen noch nicht eingetreten sind; ein innerer 
Grund für die Herabsetzung liegt auch heute noch nicht vor; 
der Zucker ist und bleibt überwiegend ein reines Genuß 
mittel, das meist nur des angenehmen Geschmackes wegen 
genommen wird. Ich würde sogar einen Zuschlag legen auf 
Konfekt und Süßigkeiten aller Art, einen doppelten Zuschlag 
auf Süßigkeiten, Rralinees usw., soweit sie Alkohol enthalten. 
Mit der Belassung würden wir 35 Millionen M. sparen. 
6. Die Elektrizitäts- und Gassteuer soll betragen für 
beide Licht- und Kraftmittel 5 pCt. des Abgabepreises. Auf 
Glühlampen 5—50 Pf. je nach Leuchtkraft; Gasglühkörper 
10 Pf. Gesamtertrag 50 Millionen M. Bei dieser Steuer 
kann allerdings nicht verhehlt werden, daß sie große Zweige 
der Volkswirtschaft erheblich belasten würde. Sie findet 
überall den größten Widerstand und wird man nach einem 
Ersätze suchen müssen; kommt sie aber zur Einführung, so 
wird man gerechterweise nicht allein die solbstproduzierten 
Elektrizitäts- und Gasmengen, sondern auch die übrigen Kraft- 
und Lichterzeugungskategorien, also die Wasser- und die 
Dampfkräfte versteuern müssen. Ich habe nun 2 Vorschläge, 
die den Ausfall dieser Steuer decken können. Der eine ist die 
Besteuerung der Streichhölzer, die andere eine Er 
höhung des Kaffeezolles. Die erstere bedeutet allerdings 
eine weitere Besteuerung des Massenverbrauchs, sie ist aber 
psychologisch wenig oder kaum fühlbar, sie bewährt sich z. B. 
in Frankreich recht gut, wo sie zurzeit fast 30 Millionen Frank 
einbringt; die Form der Steuer wäre das Monopol oder die 
Fabrikatsteuer; eine Konzession an die Linke würde sie aller 
dings wieder erfordern; eine solche zu bieten ist Sache der Re 
gierung. Ich schätze den Ertrag auf 40 Millionen M. Nimmt 
man hinzu eine 10 prozentige Erhöhung des Zolles auf Kaffee, 
die jederzeit möglich ist, so ergeben sich hieraus bei einem 
gegenwärtigen Zollertrage von 75 Millionen M. weitere 
7,5 Millionen M., so daß die ausfallenden 50 Millionen M. an
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.