Full text: Die deutschen Getreidezölle

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her, daß man auf Umwegen dem Publikum begreiflich zu 
machen suchte, daß durch die Einführung höherer Zölle das 
einheimische Getreide eigentlich gar nicht sonderlich verteuert 
würde, daß die Lebensmittel ihren gleichen Preis nach wie 
vor behalten.“ Wir sind begierig, ob man in Zukunft ebenso 
offen sein wird. 
Wem nützen die hohen Preise? 
Leider besitzen wir für das Deutsche Reich keine amtliche 
Untersuchung über diese Frage. Nur in Baden sind Erhebungen 
über den Verkauf von Brotfrucht in den einzelnen Gemeinden 
aus freien Stücken durch die Oberamtmänner im Jahre 1902 
vorgenommen worden. E s i s t aber klar, daß direkte 
Vorteile von den Zöllen nur die Land 
wirte haben können, die auch Getreide 
z u verkaufen haben. 
Welche waren das? 
In Bayern führte 1883 im Landwirtschaftlichen Verein 
der 2. Vorsitzende aus, daß die Landwirte in der Pfalz, Unter- 
und Oberfranken und die Mehrzahl derselben in Mittelfranken 
und Oberpfalz Getreide zukaufen müßten. Prinz Ludwig 
fügte hinzu, dasselbe gälte auch für die südlichen Teile Ober- 
bayerns und Schwabens, in denen die Viehzucht überwiege. 
Und bei der Vorbereitung des späteren Bülowschen Zolltarif es 
hat der bayerische Waldbauernbund 1901 an 
die bayerische Staatsregierung eine Eingabe gerichtet, in der 
er betont, daß im weitaus größten Teil der für Getreidebau 
geeigneten Gegenden Deutschlands die „selbstschaffenden Land 
ete, d. h. d i e wirklichen Bauern, wenigstens 
^ie Hälfte ihres Einkommens aus der Vieh 
haltung und aus tierischen Erzeugnissen 
z 0 g e n. In den äußeren Gebirgs- und Waldgegenden Süd- und
	        
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