37
Als Folge der Teuerung sehen wir allenthalben Lohn
bewegungen der Arbeiter entstehen, die sich für die Belastung
ihres Lebensunterhalts schadlos zu halten suchen. Vielfach
ist es zu Arbeitseinstellungen gekommen. Nicht alle Streiks
waren aber erfolgreich, und nicht in allen Gewerben. So ist
namentlich im Bergbau mit seinen Hunderttausenden von
Arbeitern der Durchschnittslohn des Arbeiters nicht ent
sprechend der Teuerung gestiegen. Nach der amtlichen Lohn
statistik sind die Bergarbeiterlöhne des Oberberg
amtsbezirks Dortmund zwischen 1908 und 1910 herunter
gegangen. Der Jahresarbeitsverdienst eines Arbeiters (Gesamt
belegschaft) betrug nach dem Jahresbericht des Vereins für
die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund
1906; 1402 Mk
1907:1562 -
1908:1494 -
1909; 1350 -
1910:1382 -
1900: 1332 Mk.
1901: 1224 -
1902:1131 -
1903: 1205 -
1904:1208 -
1905: 1186 -
Der Lohn stieg und fiel je nach der Konjunktur, um die
Teuerung kümmerte er sich wenig. Augenblicklich zeigt er
wieder etwas steigende Tendenz. Und sehen wir die Fest
besoldeten an, die Beamten in Staat und Gemeinde! Ihre
Gehälter wurden erhöht mit Rücksicht auf die Teuerung,
a ber diese Gehaltserhöhungen wurden wieder verschlungen
durch die Steuererhöhungen, die nötig wurden, um die Beamten
gehälter aufzubessern und durch das weitere Steigen der Waren
preise. So dreht sich alles in einem circulus vitiosus bei dem
Unseligen Wirtschaftssystem des Schutzzolles für Alle. Bekommt
der Eine zu essen, dann schreien die Andern, und damit diese
den Einen essen lassen, bekommen auch sie den Mund gestopft;
und schließlich muß der wirtschaftlich Schwächere für den