Full text: Die deutschen Getreidezölle

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Die Steuern, welche die Landwirtschaft zu tragen hat, 
sind in den beiden letzten Dezennien in allen deutschen Staaten 
erheblich herabgesetzt worden. Ein Beispiel hierfür ist 
namentlich Bayern. Hier sehen wir eine fortgesetzte Er 
mäßigung der Grundsteuer, die durch die Steuerreform von 
1910 wieder fast um die Hafte herabgesetzt wurde. Wenn 
wir den Angaben des Ministers v. Brettreich folgen, 
stiegen umgekehrt die Aufwendungen des Staates für die 
Landwirtschaft von 1 847 229 Mark in den Jahren 1880/81 
auf g 061 356 Mark i. J. 1904. An den Steuerverhältnissen 
kann es also nicht liegen. 
Auch in den Arbeitslöhnen kann die Überlegen 
heit der Konkurrenzländer nicht begründet sein. Denn der 
Lohn in den Vereinigten Staaten und Argentinien beträgt 
soviel Dollars wie bei uns Mark, und der russische Arbeitslohn, 
der nominell etwas niedriger wie der unsere ist, ist in Wahr 
heit durch die geringere Arbeitsleistung des russischen Ar 
beiters kaum von den unseren unterschieden. 
Auch der Zinsfuß ist bei uns erheblich niedriger als in 
Hu Bland und Amerika. Der Hypothekenzinsfuß der Land 
schaften und Hypothekenbanken war in den letzten Dezennien 
m Deutschland 3% % bis 4 %, und die landwirtschaftlichen 
Zentralgenossenschaften haben selbst zu der Zeit, da der 
Diskontsatz der Reichsbank auf 7,5 % stieg, Personalkredit 
gegen einen Zins von 4—6 % gewährt. In Rußland beträgt 
der Hypothekenzinsfuß angeblich 4 %, der Zinsfuß bei Per 
sonarkredit aber 24—200 % pro Jahr, bei Genossenschaftskredit 
8 12 °/ 0 pro Jahr; jeder Rubel, den der Bauer an Steuern 
zahlt, kostet ihm 2 oder 3. In Amerika betrug der Zinsfuß 
1880—90 ^ in den Getreide ausführenden Staaten zwischen 
8 und 9 %. 
Wo also liegt der Vorteil der Konkurrenzländer? Aus 
schließlich im niedrigen Bodenwert, dessen not- 
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