§ 7. Geldzins, Preisbewegung und Zinsfuß.
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Geldzins, Preisbewegung und Zinsfuß.
Nach Carl Menger 1 sind Kapitalien in Geld bestehende oder
in Geld veranschlagte Produktivgüter.
Darin liegt wohl mehr als die naheliegende Beobachtung,
daß Geld das Kapital in unserer Wirtschaft repräsentiert. Es
liegt in der Mengerschen Begriffsbestimmung die Erkenntnis
verschlossen, daß die Produktiv kraft jedes Kapitalgutes
durch Schätzung in Geld gemessen wird. Ein Kapitalgut ist
1000 Mk. wert bedeutet, daß es so viel trägt, als 1000 Mk.
tragen. Die Schätzung in Geld ist die Voraussetzung der An
wendung des Zinsfußes auf das Kapital. Denn der Zinsfuß
ist eine Verhältniszahl. Da der Zins fast immer in Geld be
zahlt wird, so muß auch das Kapital in Geld ausgedrückt
werden, damit seine Produktivkraft am Zinsfuß gemessen werden
kann. Denn dieser bezeichnet ein Verhältnis von Geld zu Geld.
Aus dieser Tatsache hat schon Adam Smiths den immer
wieder vergessenen, richtigen Schluß gezogen, daß der Geldwert
oder die Güterpreise nicht den Zinsfuß bestimmen. Geld ist
teuer heißt: die Waren sind billig; es heißt nicht der Zinsfuß
ist hoch. Denn der Zins ist ja auch Geld. Sind die 100 Mk.
Kapital zu einer bestimmten Zeit mehr wert als zu anderen * 2
* Jahrb. NÖ. LI S. 44/6.
2 Whealth of nations II, c. 4 Abs. 10 und 11 gegen Locke, Law
und Montesquieu, die aus der Vermehrung der Menge an Edelmetall
nach der Entdeckung Amerikas das Sinken des Zinsfußes im 16. Jahr
hundert erklären wollten. Dieser naheliegende Irrtum hat sich dennoch
bis heute erhalten (Sommerlad s. v. Zinsfuß im Hdwtb. d. Staatswiss?
VIII S. 1029). Vielleicht liegt einer der Gründe jenes Sinkens des Zins
fußes in den Fortschritten der Technik des Kredites in jener Zeit und in
den damit zusammenhängenden Anfängen eines allgemeinen Kapitalmarktes
und in der größeren Sicherheit der Anlagen. Das anhaltende Fallen des
Geldwertes ließe sonst ein Steigen des Zinsfußes erwarten. Dieser letzte
Zusammenhang war Adam Smith entgangen (s. Text). Die Geschichte
des Zinsfußes und der Preise im 16. und 17. Jahrhundert ist vorläufig
ein ungelöstes Rätsel.