L Land und Leute
Das Königreich Rumänien liegt eingezwängt zwischen
den Karpathen im Norden und Westen, der Donau und dem
Pruth im Süden und Osten. Das Land bildet also ein
Bindeglied zwischen dem Balkan und dem übrigen Europa.
Die Rumänen fühlen sich nicht als ein Balkanvolk. Sie
erklären sogar eifrig, ihr Staat gehöre nicht zu den Balkan-
länidern. Aber Geschichte und Interessen haben sie mit dem
Schicksal der Balkanhalbinsel eng verknüpft.
Weiter als das Königreich dehnen sich die Gebiete, die
seit alters von Rumänen bewohnt sind.
In der Bukowina, die 1775 auf russische Veranlassung
von Oesterreich dem Verband der Habsburgischen Länder an
gegliedert wurde, liegt Sutschawa, früher Hauptstadt der
Moldau, Residenz ihrer Fürsten und Metropoliten und heute
noch allen Rumänen wichtig, weil sich dort die älteste Ruine
einer rumänischen Fürstenburg und das Grab des größten
Nationalheiligen befindet. Der Süden der Bukowina bis
gegen Tschernowitz ist überwiegend von Rumänen bewohnt.
Im Osten reichte das rumänische Gebiet weit über den
Pruth hinaus, bis zum Dnjester, bis dicht vor Odessa. Heute
rechnet man noch %—1 Million Rumänen auf Bessarabien.
Südlich der Donau gehörte Silistria, das 1913 wiederge
wonnene, und einiges Gebiet der Umgegend zeitweise zum
Besitz rumänischer Fürsten, und Rumänen lebten dort und in
anderen heute rein bulgarischen Donaustädten. In Turtu-
kaia, das auch 1913 an Rumänien gefallen ist, durfte bis
1897 eine rumänische Schule und Kirche für die Rumänen
wirken. In Serbien ist das Gebiet Um Regotin jetzt noch über
wiegend von Rumänen bewohnt. Die rumänischen Regi
menter aus diesem Teil Serbiens sind von den Serben im
Balkankrieg als die tapfersten geschätzt, an den gefährlichsten
Stellen verwendet und für Serbiens Ruhm dezimiert
worden.
v. Düngern, Rumänien