Full text: Rumänien

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Rumänien 
Am 26. November 1878 wurde die Dobrudscha von Ru 
mänien besetzt. Diese Annektion war aber damit noch nicht 
vollendet. Denn der Kongreß hatte die Frage einer genauen 
Abgrenzung gegen das neue Bulgarien nicht erledigt, sondern 
einer besonderen internationalen Kommission übertragen. 
Es handelte sich dabei vor allem um Silistria. In dieser 
Kommission, ibie ihre Arbeiten erst im Jahre 1880 zu Ende 
brachte, trat fortwährend Rußland den rumänischen An 
sprüchen auf 'das schärfste entgegen. 
Oesterreich-Ungarn war die erste Großmacht, die einen 
Gesandten nach Bukarest schickte, und damit die Unabhängig 
keit des Fürstentums anerkannte. Die Türkei folgte schnell 
und bemühte sich überhaupt seitdem um die Freundschaft 
Rumäniens, so daß in der Tat bis heute mit kurzen geringen 
Trübungen bas freundschaftlichste Verhältnis zwischen der 
Pforte und Rumänien geherrscht hat. Italien folgte dem 
Vorgang dieser beiden Mächte im Dezember 1878. England, 
Frankreich und das Deutsche Reich warteten bis zum Jahre 
1880 unter dem Einfluß der internationalen Agitation, die 
unmittelbar nach dem Berliner Kongreß für die staats 
bürgerliche Gleichstellung der Juden in Rumänien eintrat. 
Auf Grund einer Bestimmung des Berliner Vertrages sollte 
Rumäniens Unabhängigkeit erst anerkannt werden, nachdem 
es den Juden diese Genugtuung gewährt hätte. 
Mit der Unabhängigkeit mußte sich nach europäischen 
staatsrechtlichen Anschauungen eine Erhöhung des Titels für 
feinen Fürsten verbinden. Die Annahme des Prädikates 
Königliche Hoheit machte keine Schwierigkeiten, aber mit 
dem Königstitel für Reich und Fürst hielt Europa zurück. 
Im März 1881 brachte ein Zufall die Frage zum Abschluß. 
Die Ermordung des Zaren Alexander am 13. März wurde 
von der damaligen konservativen Opposition in Rumänien 
wahr genommen, um aus parteipolitischen Gründen die libe 
rale Regierung zu beschuldigen, daß sie republikanische und 
antidynastische Pläne habe. Um sich vor dem Volk von diesem 
Verdacht zu reinigen, beschloß die Regierung, den Fürsten zu 
bitten, sich die Königskrone aufzusetzen. Dies geschah. Am 
10./22. Mai 1881 fand die Krönung statt, für die König 
Carol einen schlichten Reif, geschmiedet aus dem Metall einer 
in Plewna eroberten Kanone, hatte anfertigen lasten. 
Damit war der Schlußstein der rumänischen Unab 
hängigkeit gelegt. Europa beeilte sich diesmal, feine An 
erkennung auszusprechen.
	        
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