20 Die Bodenreform im Lichte des Freihandels.
würde. An die Stelle menschlicher Sklaven sollten eiserne
treten, die keine Ermüdung zeigten und nach dem Willen
des menschlichen Geistes rastlos Tag und Nacht für die
weitesten Bedürfnisse aller sorgen würden. Alle ohne
Ausnahme sollten an den Segnungen der Kultur teilnehmen,
denn für alle waren die großen Geister tätig gewesen.
Aber ganz das Gegenteil ist in bezug auf das Wohl
ergehen der Massen eingetrolfen. Wohl ist die Produktion
ins Ungeheuere vermehrt, wohl schaffen keuchende Maschinen
große Reichtümer, mehr als genug, um alle in Wohlstand
und Zufriedenheit zu setzen, und doch ist Elend und Armut
größer als je, die Unzufriedenheit ist im Zunehmen begriffen.
Wohl ist es unmöglich gewesen, alle Fortschritte der Kultur
und ihrer Segnungen von den Massen ganz abzuhalten, da
diese selbst, erwacht aus dumpfem Knechtessinn, nun teil
zunehmen wünschen an den Gaben des Zeitalters. Gewiß
ist nicht zu leugnen, daß sie bei steter Beschäftigung, bei
gutem Geschäftsgänge absolut höhere Löhne als vor 40 Jahren
haben, daß sie in besser gebauten Wohnungen hausen und
anständigere Kleidung tragen, und doch ist die Ruhe und
die Zufriedenheit mit ihrer Lage verschwunden. Es ist,
wie wir noch zeigen werden, der heutigen wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Ordnung immanent, daß dem Arbeiter
die Stetigkeit der Arbeit und der Wohnstätte im großen
und ganzen abhanden gekommen ist. Nicht allein, daß er
bei schlechtem Geschäftsgänge, welcher nun seit einer Reihe
von Jahren andauert, bei verkürzten Arbeitsstunden weniger
verdient oder gar brotlos wird, auch bei flottem Betriebe
hat der Arbeiter von heute nie das Gefühl mehr, dauernd
an seine Stelle gefesselt zu sein. Er weiß oder fühlt
instinktiv, daß seine Kraft, seine Leistung nur als eine
Ware wie jede andere betrachtet wird, deren sich der
Unternehmer zu jeder Zeit nach freiem Willen entledigen
kann. Nirgends hat der Arbeiter heute, zumal bei Aktien