sächlichem Zusammenhänge stehen. Nur nicht müde werden,
das darf man nicht, dann kommt die Entlassung, und darum
der Fusel. Derartige Äußerungen liegen auch in größerer Zahl
vor.
Ein Berliner Metallarbeiter: „Wie soll ich mein Vergnügen
in der Familie finden? Meine kranke Frau muß auch auf Ar
beit gehen und auf meine Aufforderung, „bleib zuhause“, unter
bricht sie mich stets mit dem kategorischen: „Wir brauchen
Geld. Wir haben sechs Kinder“, und es ist eine gräßliche Wahr
heit* die sie spricht, gräßlich, weil ich, ohne es hindern zu
können, zusehen muß, wie eine Mutter für ihre Kinder langsam
sich selbst den Leib verzehren läßt“. Ein in einem Walzwerk
beschäftigter Arbeiter gibt folgende Darstellung über die Wir
kung des Alkoholgenusses: „Ich betrachte öfters aufmerksam
meine viele Kollegen, speziell des Montags. Kein Wort, kein
Lachen. Es ist traurig. Stumpf und gleichgültig gehen die
meisten den alten Trott. Es war ja Sonntag gestern, Ruhetag,
Feiertag. Wenn man einen von den vielen fragte, was hast Du
gestern von Deinem Ruhetag gehabt, es würde nicht viel Ge
scheites herauskommen. Ein gutes Buch verschmähen sie, der
Wald bietet ihnen ohne Suff nischt. Nur die Nüchternen
schauen frischer und froher aus. Sie lachen mir auch wohl zu.
Die meisten sehen mich böse an. Ich bin ihnen ein Stein des
Anstoßes. Das soll mich aber nicht beirren. Ich weiß genau,
die Abstinenz gibt uns viel und nimmt uns ein Gift. Aber ich
sehe auch mutige und erprobte Kämpfer jeden Morgen des
Weges marschieren. Stolze Kerle. Ganze Kerle. Das Herz lacht
mir immer im Leibe, wenn ich sie sehe. Wir sind nicht immer
gleicher Meinung, jeder hat seine Eigenart. Das tut nichts. Die
gemeinsame Sache bringt uns näher.“ Ein anderes Bild: „Meine
Kollegen im Walzwerk. Vor drei Tagen noch hatt’ ich einen
traurigen Anblick. Die ganze Ofenbesetzung total besoffen. Sie
meinen Unorganisierte? Nein, organisierte Arbeiter. Überhaupt
habe ich diese Ofenleute in den letzten Tagen nur noch besoffen
gesehen. Nicht nur angeheitert, wie in Fachkreisen der Aus
druck lautet. Was für Bilder könnte ich liefern . . . .“
Ein Bergarbeiter schreibt: „In nächster Nähe Gladbecks
produzieren sechs Brennereien nicht zu unterschätzende Quan
titäten des verfluchten Fuselgiftes. Früher beteiligten sich sämt-
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