Full text: Vergütung für den Wert des Geschäfts bei dessen Übergang in andere Hände

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Umstände wirken auf den Ertrag ein, und man wird deshalb immer mit 
einem Durchschnitts-Gewinn zu rechnen haben. Wieviel Jahre zur Be- 
rechnung des Durchschnitts herangezogen werden sollen, darüber läßt 
sich eine Formel nicht aufstellen. Vielfach ist man geneigt, den Durch- 
schnitt der letzten drei Jahre als einen maßgeblichen anzusehen, wie 
das z. B. unser Steuergesetz bezüglich des Einkommens der Kaufleute tut. 
Man begegnet auch wohl der Ansicht, daß nicht die letzten drei Jahre 
maßgeblich zu sein brauchen, daß man vielmehr aus den letzten fünf 
Jahren das beste und schlechteste ausscheiden und den Durch- 
schnitt aus den verbleibenden drei Jahren ziehen solle. Vielleicht ist 
es’ sogar noch richtiger, den Durchschnitt aus einer Zahl von fünf 
oder sechs Jahren zu ziehen. Wofür man sich in einem konkreten 
Fall entscheiden soll, wird in der Hauptsache vom Gefühl abhängen; 
eine feste Regel möchte ich dafür nicht aufstellen. 
Es dürfen auch nicht ohne weiteres ungünstige Schlüsse aus 
dem Umstande gezogen werden, daß etwa die letzten Jahre schlechtere 
Erträge als die vorangegangenen geliefert haben. Vielleicht sind durch 
besondere Umstände größere Unkosten entstanden, z. B. durch Krank- 
heit des Besitzers, durch einen außergewöhnlichen Verlust und dergl., 
die aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft nicht eintreten werden. 
Nehmen wir nun an, wir wären vollständig im klaren darüber, 
daß über Kapital -Verzinsung und Vergütung der Arbeitskraft des 
Käufers hinaus ein Reingewinn aus dem Geschäftsbetriebe erzielt 
würde, und wir wären uns auch klar über die Höhe dieses Gewinns. 
Wir würden dann uns zu entscheiden haben, wie hoch der Wert des 
Geschäfts auf Grundlage der gewonnenen Ziffer anzusetzen, zu kapi- 
talisieren ist. Man hat darüber sehr gelehrt klingende Formeln aus- 
geklügelt*); ich will Sie nicht damit behelligen, weil sie ganz wertlos 
sind. Das geht schon daraus hervor, daß jeder den Wert seiner 
Arbeitskraft nach eigenem Maßstabe abschätzt, aber Sie werden gleich 
sehen, daß auch noch ein anderer Punkt rein nach subjektivem Er- 
messen bewertet wird. 
Derjenige, der ein Geschäft kaufen will, wird in vielen‘ Fällen 
befähigt und imstande sein, ein Geschäft neu zu gründen. Diese 
Neugründung macht viel Arbeit; sie erfordert auch einen gewissen 
Kapitalaufwand dadurch, daß ein neues Geschäft in der ersten Zeit 
gewöhnlich nur wenig Ertrag liefert und vielleicht nicht einmal die 
Kosten der Lebenshaltung des Inhabers einbringt, ja, vielleicht über- 
haupt einige Jahre mit Verlust abschließt. Mancher sagt sich deshalb, 
daß er das Risiko, das mit: der Gründung eines neuen Geschäfts ver- 
*) Dr. Hertel in der „Handels-Akademie“ (Dr. Huberti) IX, Heft 18, S. 277. — 
Dicksee, S. 71. — Langelaar in De Accountant, Juni 1912, der Dicksee’s Regeln 
und eine „Brussel’sche Formel“. bespricht.
	        
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