Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Flittergold 127 Fluorwässerstoffsäure 
die Genehmigung zum Verkauf von Giften der 
Abt. I haben, doch muß bei .der Abgabe ein 
Giftschein ausgestellt werden. Außerdem stellt 
man noch ein giftfreies F. dar, welches ledig 
lich mit einer Abkochung von Quassienholz, 
Fliegenholz, getränkt ist, und schließlich kommt 
als Füegenpapier auch noch mit Fliegenleim be 
strichenes Schreibpapier in den Handel. 
Flittergold (Rauschgold, Knittergold), zur 
Verzierung von Christbäumen und sonstigem 
billigen Ausputz, besteht aus Messing, das zwi 
schen Leder zu der Stärke dünnen Papiers aus 
gehämmert und in Tafeltt von verschiedenen 
Größen und Stärken paketweise in den Handel 
gebracht wird. Der Hauptherstellungsort ist von 
alten Zeiten her Nürnberg. 
Flohsamen (lat. Semen psyllii, frz. Graines de 
psillium, Semence aux Puces, engl. Flea seed), 
ein wenig bedeutender Artikel des Drogenhan 
dels, besteht aus den glänzend dunkelbraunen, 
fast wie Flöhe aussehenden Samen einer ein 
jährigen, an sandigen Meeresküsten wachsenden 
Wegerichart, Plantago Psyllium, und wird 
aus Frankreich, Persien und Ostindien zu uns 
eingeführt. Der in Südfrankreich durch Anbau 
gewonnene Samen soll von einer verwandten 
Art, PI. cynops, der im deutschen Handel sel 
tener unzutreffende Samen aus Ostdeutschland, 
Österreich und der Schweiz von PI. arenaria 
stammen. F. enthält als wichtigsten Bestandteil 
15% Schleim, der beim Ausziehen mit sieden 
dem Wasser die 200 fache Menge in eine Gal 
lerte von der Festigkeit des Eiweißes ver 
wandelt. Der grünliche Schleim ähnelt in seiner 
Beschaffenheit dem arabischen Gummi und fin 
det als einhüliendes Mittel beschränkte medi 
zinische Verwendung, wird aber hauptsächlich 
in der Technik, in der Kattundruckerei und Fär 
berei, zum Appretieren seidener Zeuge, zum 
Glänzen von Leder, Steifen von Wäsche, Hüten 
usw. benutzt. 
Flores, Blüten, bilden einen wichtigen Ar 
tikel in den Drogenkatalogen, hauptsächlich Flo 
res arnicae, Arnika-; Fl. aurantiorum, Orange 
blüten; Fl. cassiae, Zimtblüten; Fl. chamomillae, 
Kamillenblüten; Fl. rhoeados, Klatschroscn- 
blüten; Fl. rosarum, Rosenblätter; Fl. sambuci, 
Holunder-; Fl. tiliae, Lindenblüten; Fl. verbasci, 
Königskerzenblüten usw. Auch einige Chemi 
kalien führten nach dem Sprachgebrauche der 
Hten Chemie die Bezeichnung Flores und wer 
den zuweilen auch jetzt noch so genannt, z. B. 
Fl- benzoes, Benzoeblumcn oder Benzoesäure; 
Fl-salis ammoniaci, Salmiak; Fl. sulfuris, Schwe- 
’elblumen; Fl. zinci, Zinkblumen oder Zink- 
°Xyd. 
Florizin, ein gelbbraunes, dickflüssiges Öl, das 
durch Erhitzen von Rizinusöl auf 300 0 herge- 
®lellt wird, hat die Eigenschaft, sich mit Mineral 
öl zu mischen und findet daher wegen seiner 
Kältebeständigkeit und hohen Konsistenz zur 
Herstellung von Schmiermitteln Anwendung. 
Florizithin-Tabletten Dr. Lücks gegen sexu 
elle Nervosität sollen nach dem Erfinder Muir- 
•jzithin (s. d.) enthalten, bestehen aber nach 
“ e ythien aus Kakao, Zimt, Süßholz, Lezithin 
und Yohimbe-Rinde. 
Fluate (Kesslersche Fluate), Salze der 
Kieseifluorwasserstoffsäure, die in wäßriger Lö 
sung zum Anstrich von Wasserbassins aus Kalk 
oder Zement dienen und sehr widerstandsfähige 
Überzüge liefern. 
Flundern (Fluken, frz. Flcz, Flets, engl. 
Flounders) bilden die wichtigste Gruppe der 
Plattfische oder Schollen, die sich alle durch 
eine scheiben.örmig plattgedrückte verschobene 
Körperbildung, verzogenes Maul und auf eine 
Seite herübergerücktes Augenpaar auszeichnen. 
In der Nordsee sollen mindestens 16, in der 
Ostsee 13 Arten solcher Plattfische leben, deren 
Unterscheidung und wissenschaftliche wie Volks 
namen ziemlich schwankend und unklar sind. 
Die besseren F. sind bekannt als Steinbutten, 
Meeräschen, Platteisen und kommen frisch 
in Eispackung auf unsere Märkte. Die ge 
räuchert in den Handel gebrachten Flundern 
(Platessa flesus) sind die einzigen der Art, 
die auch in die Flüsse hinaufgehen, 
Fluoreszein, die Muttersubstanz für eine große 
Zahl prächtiger Teerfarbstoffe, wird durch 
Erhitzen von zwei Teilen Phtalsäureanhydrid 
mit sieben Teilen Resorzin und Umkristallisieren 
der Schmelze aus Alkohol als ein feinkristallini- 
sches, dunkelrotes Pulver erhalten, das in Wasser 
unlöslich, mit Alkohol und Äther gelbrote, grün 
fluoreszierende Lösungen liefert. Am stärksten 
zeigt sich die Fluoreszenz bei alkalischen Flüs 
sigkeiten, deren Färbevermögen so intensiv ist, 
daß man sie mit Erfolg zum Nachweise des 
unterirdischen Zusammenhanges von Strom 
läufen (Donau) benutzt hat. Das F, findet in 
Form seines Natriumsalzes als Uranin (s. d.) 
und seiner Benzylverbindung als Chrysolin 
(s. d.) zum direkten Färben ungeheizter Wolle 
und Seide beschränkte Anwendung. Seine 
außerordentliche Bedeutung für die Industrie 
beruht aber in dem Umstande, daß es das Aus 
gangsmaterial für die Fabrikation des Eosins 
bildet. 
Fluorwasserstoffsäure (Flußsäure, lat. Aci 
dum hydrofluoricum, frz. Acide fluorhydrique, 
engl. Fluoric acid), die Verbindung der gasför 
migen Elemente Fluor und Wasserstoff, HF, wird 
durch Erhitzen von Flußspat mit konzentrierter 
Schwefelsäure in Platin- oder Bleiretorten dar 
gestellt und in etwas Wasser enthaltenden Blei 
oder Guttaperchavorlagen aufgefangen. Durch 
nochmaliges Destillieren mit Schwefelsäure und 
Einleiten der Dämpfe in eine Bleivorlage, in 
der eine etwas Wasser enthaltende Platinschale 
steht, erhält man die Säure chemisch rein. Sie 
bildet in wasserfreiem Zustande eine bei 19,5° 
siedende, leicht bewegliche, an der Luft stark 
rauchende Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,988, die 
auf der Haut Ätzwirkungen, Blasen und schwer 
heilende Geschwüre hervorruft und eingeatmet 
tödlich wirkt. Auch die konzentrierten wäßrigen 
Lösungen besitzen die gleichen gefährlichen 
Eigenschaften, die größte Vorsicht beim Ar 
beiten mit F. geboten erscheinen lassen. Die 
Säure wirkt auf die meisten organischen und 
anorganischen Stoffe mit größter Heftigkeit ein, 
löst selbst Kieselsäure und alle Silikate und kann 
daher nicht in Glasgefäßen, sondern nur in 
Flaschen aus Platin, Kautschuk oder Guttapercha 
aufbewahrt werden. Wegen ihrer Eigenschaft, 
Silikate zu zerlegen, wird die F. in großem 
Maße zum Ätzen von Glas technisch verwertet.
	        
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