Osmiumsäure
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Oxalsäure
Form kleiner, silberweiß glänzender Körnchen.
Zu seiner Abscheidung schmilzt man die Legie
rung mit Zink und behandelt mit Salzsäure, wo
bei das O. als unlösliches Pulver zurückbleibt.
Es hat das spez. Gew. 22,280 und verwandelt
sich beim Erhitzen an der Luft in flüchtiges
Osmiumtetroxyd. Das Metall dient zur Her
stellung von Glühfäden für die sog. Osmium
lampen. »
Osmiumsäure (Osmiumtetroxyd, Über
osmiumsäure, Überosmiumsäureanhy
drid, lat. Acidum osmicum, frz. Acide osmique,
engl. Osmic acid), 0s0 4 , entsteht beim Glühen
von Osmium im Sauerstoffstrome oder beim
Schmelzen des Metalls mit Salpeter in Form
farbloser prismatischer Kristalle, die bei 100 0
schmelzen und bei wenig höherer Temperatur
sublimieren. Die stechend riechenden Dämpfe
greifen Augen und Atmungswerkzeuge heftig
an und erzeugen auf der Haut schmerzende
Ausschläge. Die wäßrige Lösung färbt die Haut
schwarz und wird, mit etwas Glyzerin konser
viert, zur Zerstörung von Geschwürswuche
rungen sowie subkutan gegen Neuralgie und
Epilepsie verordnet. Zu dem gleichen Zwecke
wird das osmiumsaufe Kali, ein violettrotes,
wasserlösliches Kristallpulver, angewandt. Die
O. muß vor Licht und Staub geschützt in sehr
gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden.
Osterluzeiwurzel (lat. Radix aristolochiae, frz.
Racine d’aristolochia, engl. Aristolochy root),
ein veralteter Artikel des Drogenhandels, findet
sich in folgenden vier Sorten; die bohnenför-
mig,e 0., Radix aristolochiae fabaceae von
Corydalis fabacea; die breite, aus Süd
frankreich stammende hohle O., Radix aristo
lochiae cavae von. Fumaria bulbosa; die
lange O. von Aristolochia longa und die
runde O., Radix aristolochia rotundae von
Aristolochia rotunda. Die Wurzeln sowie
die Wurzelknollen werden medizinisch verwandt,
namentlich in der Tierheilkunde.
Otterfelle. Das Fell der gemeinen Flußotter
(Lutra vulgaris) ist im Oberhaar graubraun,
glatt, fein und dicht und im Sommer und
Winter von gleicher Güte. Die Länge des Felles
beträgt 9—15 dm, diejenige des Schweifes 3 dm
und darüber. Der Pelzhändler unterscheidet nach
der Güte ostindische, mexikanische, spanische,
französische, deutsche, russische, dänische,
schwedische, nordamerikanische, kanadische
sowie Felle von den Hudsonsbailändern, von
Neuengland und Labrador. Die Labradorsorte
■wird als die beste betrachtet. Das sehr dichte
Pelz werk ist hellbraun bi? bräunlichschwarz
und dient zu Mützen und anderen Pelzwaren. —
Noch wertvoller ist das Fell der Seeotter
(Lutra marina), das außerordentlich dichtes,
Lutzes (4 cm), samtartiges, an allen Steilen
gleichmäßiges Haar zeigt und braunschwärz
lich, durch einzelne ziemlich verteilte weiße
Naarspitzen silberglänzend erscheint.
Oxalsäure (Kleesäure, Sauerkleesäure,
Zuckersäure, lat. Acidum oxalicum, frz. Acide
°xaliq ue , engl. Oxalic acid), eine starke orga-
cische Säure, findet sich in zahlreichen Pflan
zen, teils an Kali, teils an Kalk gebunden. Von
mrem Vorkommen im Sauerklee (Oxalis
a cetosella) hat sie ihre deutsche und che
mische Bezeichnung erhalten. Außer dem Sauer
klee enthalten auch Sauerampfer und Rhabarber
größere Mengen Oxalsäure in Form des sauren
oxalsauren Kaliums (Kaliumbioxalat, lat.
Oxalium, Kalium bioxalicum, frz. Bioxalate de
potasse, engl. Bioxalate of potash), das sich
leicht aus ihnen gewinnen läßt. Vor der Ent
deckung der künstlichen Darstellung wurden
tatsächlich in der Schweiz, im Württembergi-
schen und im Schwarzwald aus den genannten
Pflanzen größere Mengen Oxalsäure dargestellt,
indem man den ausgepreßten und geklärten
Saft zur Kristallisation eindampfte, die hinter
bleibenden weißen undurchsichtigen Prismen
und Pyramiden durch Zusatz von Kalk in das
oxalsaure Kalzium überführte und aus letzte
rem mit Schwefelsäure die freie Oxalsäure ab-
schied. Heutzutage stellt man die Oxalsäure
nur noch auf chemischem Wege, und zwar
durch Behandlung organischer Stoffe mit Sal
petersäure oder schmelzenden Alkalien her.
Nach dem ersten Verfahren erhitzt man zucker-
oder stärkehaltige Stoffe (Melasse) mit Sal
petersäure auf etwa 50 °, dampft die Lösung ein
und kristallisiert die ausgeschiedene Oxalsäure
aus heißem Wasser um. Von dieser Methode
leitet sich der Name Zuckersäure ab. Für den
Großbetrieb eignet sich mehr das Schmelzen
von Sägespänen mit Alkali, indem man ein
Gemisch von Holzmehl mit Kali-Natron-Lauge
in eisernen Pfannen zur Trockne bringt, allmäh
lich auf eine Temperatur von 170—240 0 erhitzt
und darauf unter beständigem Rühren so lange
erhält, bis alle Holzpartikel zersetzt sind. Aus
der Schmelze werden zunächst mit wenig kal
tem Wasser die kohlensauren Alkalien zum
größten Teile ausgelaugt und die hinterbleiben
den Stoffe in siedendem Wasser gelöst. Beim
Erkalten kristallisiert das schwer lösliche oxal
saure Natrium aus und wird von der Mutter
lauge durch Zentrifugieren getrennt. Aus dem
Natriumsalze wird, wie oben beschrieben, durch
doppelte Umsetzung mit Kalk und Schwefel
säure die freie Oxalsäure isoliert. Nach einem
neuen, besonders vorteilhaften und aussichts
reichen Verfahren stellt man die Oxalsäure
durch Glühen eines Gemisches von ameisen
saurem und kohlensaurem Kalium dar. Zur
völligen Reinigung der erhaltenen Oxalsäure
von den sehr schwierig zu entfernenden Alkali
sulfaten und -oxalaten wird die freie Säure mit
heißem absoluten Alkohol in Lösung gebracht
oder aus einem Paraffinbade bei 157 0 subli
miert. — Die Oxalsäure, (COOH) ä , kristallisiert
in farblosen, durchsichtigen Nadeln mit zwei
Molekülen Kristallwasser. An der Luft verwittern
die Kristalle unter teilweisem Verlust des
Wassers, welches durch Erhitzen auf 70 0 völlig
ausgetrieben wird. Bei vorsichtigem Erhitzen
schmilzt die Säure zunächst in ihrem Kristall
wasser und sublimiert zum Teil unzersetzt. Bei
raschem Erhitzen zerfällt sie jedoch in Wasser,
Kohlensäure und Kohlenoxyd. Die Oxalsäure
löst sich leicht in Wasser und Alkohol, hin
gegen schwer in Äther und ist, wie auch ihre
Salze, stark giftig. Beide müssen daher vor
sichtig aufbewahrt werden, besonders weil die
vom Publikum oft gebrauchte falsche Bezeich
nung Bitterklee salz verschiedentlich Ver-