Paraguay-Roux
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Parfümerien
dargestellt und bildet dann eine farblose ölige
Flüssigkeit vom spez. Gew. o,88, die bei 360°
noch nicht zum Sieden gelangt. Es wird in
der Medizin zur Bereitung von Paraffinsalbe
und zu subkutanen Injektionen, in der Technik
zum Einölen von Nähmaschinen, Uhren und
Fahrrädern benutzt. — Bisweilen wird im Han
del als Paraffinfett oder Paraffinschmiere
auch ein dickes Schmieröl bezeichnet, das mit
Paraffin nichts zu tun hat, sondern aus Harzen
hergestellt wird.
Paraguay-Roux (Paratinktur), ein früher
gegen Zahnschmerz angewandtes, jetzt in Ver
gessenheit geratenes Heilmittel, ist die alkoho
lische Tinktur aus der Parakresse oder Kohl
fleckblume (Spilanthes oleracea), einer in
Südamerika einheimischen, bei uns in Gärten
gezogenen, einjährigen, krautartigen Komposite.
Paranüsse (brasilianische Nüsse) sind die
3V2—4V2 cm langen Fruchtkerne eines großen,
den Myrtengewächsen verwandten Baumes,
Bertholletia excelsa, der im Gebiete des
Orinoko und Amazonenstromes heimisch ist.
Die Samen liegen ursprünglich in einer hart-
schaligen, kopfgroßen Frucht und haben infolge
ihrer gedrängten Lage eine dreiseitige Form
mit zwei flachen und einer gewölbten Fläche
erhalten. Ihre holzige oder vielmehr leder
artige Schale ist braun, rauh und quer gerun
zelt und umschließt einen Kern mit rostbrauner
Oberhaut und dichtem weißem Fleisch. Der
Kern enthält bis 670/0 eines milden, geruch
losen und gelblichen fetten Öls, das Paranuß
öl, das dem Mandelöl sehr ähnlich ist, aber
leicht ranzig wird und bei o° erstarrt. Das spez.
Gew. beträgt 0,9184. Man benutzt die P. wie
Alandein oder andere Nüsse als Nahrungs- und
Genußmittel.
Pareirawurzel (amerikanische Grießwur
zel, lat. Radix pareirae bravae, frz. Racine de
Pareire, engl. Velvet leaf), die getrocknete Wur
zel einer Schlingpflanze aus der Familie der
Alenispermazeen, Cissampelos Pareira,
die in Mexiko, Westindien und auch in Ost
indien angetroffen wird, bildet teils zylindrische,
teils plattgedrückte Stücke von oft beträcht
licher Länge mit rauher, dunkelbrauner bis
schwarzbrauner Rinde, die stellenweise von
Dängsrissen und Querwülsten durchbrochen ist.
Auf dem Querschnitte zeigt sich unter der ver
hältnismäßig dünnen Rinde das eigentümlich
Sebaute Holz, das aus 5—8 konzentrischen
Schichten besteht. Die Ringe umgeben oft auch
exzentrisch rinnenartig oder spiralig den Holz
kern und sind durch verdickte Zellen vonein-
a Uder getrennt. Das poröse Holz der Wurzel
lst gelb und durch dunklere Markstrahlen radial
gestreift. P. schmeckt anfangs süßlich, hinter
her unangenehm bitter, besitzt aber keinen Ge-
r Uch. Ihre medizinische Verwendung als harn-
tr eibendes Mittel beruht auf der Anwesenheit
eines Alkaloides, das früher Pelosin genannt
Wur de, aber mit Buxin identisch ist.
, Parfümerien (frz. Parfumeries, engl. Perfume-
r fes) nennt man eine Gruppe von Waren, die
s ’ch durch einen besonders feinen Wohlgeruch
a uszeichnen und hauptsächlich zu Toiletten-
zWecken, als Riechwässer, Wasch- und Schön-
neitswässer, Haaröle, Pomaden, feine Seifen,
Räucheressenzen und Riechkissen Verwendung
finden. Die wohlriechenden Stoffe sind meist
natürlichen Ursprungs und entstammen, ab
gesehen von den tierischen Abscheidungen
Moschus, Zibet und Ambra, sämtlich dem Pflan
zenreiche. Ihrer chemischen Zusammensetzung
nach stellen sie entweder ätherische Öle (s. d.)
oder Balsame und wohlriechende Harze dar,
bei denen allerdings das Aroma meist auch
wieder durch ätherisches Öl bedingt wird. Eine
besondere Klasse endlich bilden die flüch
tigen Äther, die sich im reifen Obste bilden
und dessen Duft verursachen. Die ätherischen
Öle können in einzelnen Fällen, wie bei Zitro
nen und anderen Südfrüchten, auf mechani
schem Wege durch Auspressen erhalten werden,
der Hauptsache nach gewinnt man sie aber
durch Destillation mit Wasser. Das hierbei mit
übergehende Wasser, das geringe Mengen der
Riechstoffe auflöst, bildet als ätherisches
Wasser einen besonderen Handelsartikel. Bei
leicht zersetzlichen Aromastoffen, die wie viele
Blütendüfte durch Wasser und Hitze zerstört
werden oder nur in außerordentlich geringer
Menge vorhanden sind, müssen andere Arbeits
weisen benutzt werden. Am ältesten ist das
Absorptionsverfahren (Enf leurage), bei
dem man die Riechstoffe an Fett bindet. Nach
der Enfleurage, welche besonders auf farne-
sische Akazien, Heliotrop, Hyazinthe, Jasmin,
Narzisse, Reseda, Rose, Syringe, Tuberose und
Veilchen angewandt wird, bedeckt man Glas
tafeln etwa 3 mm hoch mit einer Schicht von
Talg und Schweineschmalz, legt sie in Holz
rahmen und breitet frische Blüten darüber aus.
Sobald diese ihren Duft abgegeben haben, wer
den sie durch neue ersetzt, bis das Fett völlig
mit Aroma gesättigt ist. Die wohlriechende
Pomade kommt für sich in den .Handel oder
wird 2—4 Wochen lang mit reinstem Weingeist
angesetzt, welcher die Riechstoffe auflöst und
dann die Bezeichnung Extrait führt. Derartige
Extraits werden auch mit solchen Blüten her
gestellt, die wie Rosen- und Orangeblüten die
Destillation vertragen, aber nach der Enfleurage
feinere Produkte liefern. Die gebräuchlichsten
Parfüms dieser Art: Extrait de violet, de resdda,
de rose und de jasmin, werden meist in drei
facher Stärke als Extraits triples versandt und
mit Spiritus verdünnt. — Nach einem anderen
Verfahren tränkt man leinene oder baumwollene
Tücher mit feinstem Olivenöl, legt sie mit Blüten
bedeckt in Holzrahmen und preßt nach Absorp
tion der Riechstoffe das Öl aus, oder endlich
man trägt die Blüten in gelinde erwärmtes Öl
ein. Die mit dem Aroma beladenen Öle führen
den Namen Huiles antiques. — In neuerer
Zeit geht man mehr und mehr zu der ein
facheren und billigeren Extraktion über, nach
welcher die Blüten mit Schwefelkohlenstoff
oder reinstem Petroläther erschöpft werden.
Beim Abdestillieren des Auszuges hinterbleibt
das ganze Aroma in Form eines winzigen Rück
standes, der in-Alkohol gelöst wird. — Die im
Handel befindlichen Blütenessenzen entsprechen
nicht immer ihrem Namen, sondern bestehen
vielfach aus Nachahmungen. Andere Parfüms,
wie Eau de mille fleurs, Eau de Cologne.
Eßbouquet (Essence de bouquet), sind immer