Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Rum 
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Ruß 
Samen eine größere Menge Schleim und Pflanzen- 
eiweiß mit sich, die es zum Brennen untauglich 
machen und nur die Verwendung zu gering 
wertigen Seifen zulassen. Zu gutem Brennöl wird 
es erst durch das Raffinieren. Zu diesem 
Zwecke läßt man das frische Öl möglichst lange 
in großen Behältern stehen, wobei es bereits 
einen großen Teil seiner Unreinheiten als Boden 
satz abscheidet, und behandelt es dann mit 
Va—iVa 0 /» konzentrierter Schwefelsäure. Indem 
man letztere zu dem in großen Bottichen mit 
Rührvorrichtung befindlichen warmen Öle hin- 
zusetzt und durch starkes Rühren einmischt, 
werden die schleimigen und eiweißartigen Stoffe 
teils zum Gerinnen gebracht, teils in flockige, 
dunkelfarbige Massen verwandelt, die nach eini 
ger Zeit zu Boden sinken. Sobald die Flocken 
bildung eingetreten ist, rührt man noch die 
reichliche Hälfte warmes Wasser hinzu, leitet 
das Gemisch auf Klärfässer und überläßt es 
i—2 Wochen sich selbst. Hierbei bilden sich 
drei Schichten: obenauf klares öl, das durch 
Zapflöcher abgezogen und nur noch filtriert 
wird, in der Mitte die flockigen Abscheidungen, 
die noch ölhaltig und deshalb besonders zu ver 
arbeiten sind, und zu unterst das saure Wasser. 
Vielfach wird das Öl auch vor dem Absitzen- 
lassen mit verdünnter Natriumkarbonatlösung 
ausgewaschen. Der Gesamtverlust beim Raffi 
nieren pflegt 2 o/o nicht zu übersteigen, ist viel 
mehr meist geringer. Das durch Extraktion mit 
Benzin oder Schwefelkohlenstoff gewonnene Öl 
braucht nicht raffiniert zu werden, da diese 
r lüssigkeiten den Schleim nicht mit lösen. Das 
R. gehört zu den nichttrocknenden Ölen und be 
steht neben geringen Mengen Arachinsäure 
hauptsächlich aus den Glyzeriden der Eruka- 
säure und der Rapinsäure. Das spez, Gew. 
beträgt 0.910—0,918, die Verseifungszahl 177, die 
Jodzahl 98—105. Verfälschungen durch Leinöl, 
Hanföl, Harzöl und Tran verraten sich durch die 
Erhöhung des spez. Gew., Leinöl und Hanföl 
außerdem durch die höhere Jodzahl. Das unver- 
seifbare Paraffinöl erniedrigt die Verseifungszahl. 
R. dient frisch geschlagen als Speiseöl, ferner 
zur Herstellung von Seife, als Maschinenschmiere 
und zum Einfetten von Leder und Wolle, jedoch 
war letztere Verwendung bisher ziemlich be 
schränkt. weil die Wolle beim Lagern leicht 
klebrig und bis zur Selbstentzündung heiß wird. 
— Die Preßkuchen bilden ein wertvolles 
Futtermittel. 
Rum (Taffia, Tafia, frz. und engl. Rum), 
das bekannte, zu den Edelbranntweinen gerech 
nete alkoholische Getränk, wird durch Gärung 
und Destillation von Rohrzuckersaft her- 
gestellt und in besonderer Güte von Jamaika 
geliefert. Dem Jamaika-R. am nächsten stehen 
die Erzeugnisse von Barbados und Antigua, wäh 
rend diejenigen von den sog. Leewardinseln (In 
seln unter dem Winde) weniger fein sind und 
der brasilianische R. als der geringste betrachtet 
wird. Außerdem kommt R. von Kuba, Portoriko, 
den britischwestindischen Inseln, Holländisch- 
und Britisch-Guyana, Mauritius und Ostindien, 
doch steht das ostindische Getränk dem Arrak 
näher. Zur Darstellung von R. dienen außer 
dem frischen Zuckerrohrsaft bisweilen auch 
Sirup von Rohrzucker, Zuckerschaum, der beim 
Sieden von den Kesseln geschöpft wird, die Ab 
kochung von ausgepreßtem Zuckerrohr und an 
deren Rohrabfällen, ja selbst die Spülwässer, 
die sich beim Reinigen der Fabrikgeräte er-, 
geben. Jedoch verarbeitet man bei besserem Be 
triebe die unreineren Rohstoffe, Spülicht, Schaum 
u. dg), für sich allein und brennt daraus ein 
kratzig schmeckendes Getränk, den Negerrum. 
Das eigentlich wertvolle ätherartige Aroma, wel 
ches den eigentümlichen Rumgeschmack und -ge- 
ruch bildet, entwickelt sich nur bei der Gärung 
des frischen Saftes, während der wohl stets zu 
gesetzte Sirup lediglich den Alkoholgehalt ver 
mehrt. Zur Erhöhung des Aromas werden bei 
der Destillation häufig wohlriechende Kräuter 
und Rinden, oder nach der Destillation Ananas- 
schnitze! in die Fässer hinzugesetzt (Ananas- 
rum). Der feinste Geschmack entsteht aber nur 
durch langes Lagern, während junger R. rauh 
und stechend schmeckt, stark berauschend wirkt 
und deshalb in den englischen Kolonien den 
Namen Mordteufel führt. Die braune Farbe 
wird durch Zusatz von Zuckercouleur erzielt, 
da der frische R. farblos ist und auch auf den 
eichenen Lagerfässern höchstens weingelb wird. 
Der R. in echter Beschaffenheit, wie er mit 
etwa 75 °/o Alkohol von den Kolonien verschickt 
wird und allein als Originalrum oder Ja 
maikarum bezeichnet werden darf, gelangt nur 
selten in die Hände der Verbraucher, sondern 
unterliegt zahlreichen Veränderungen und Ver 
fälschungen. Als zulässig ist ein Herabsetzen 
des Alkoholgehaltes auf 45 °/o durch Wasser 
zusatz anzusehen. Hingegen darf ein mit Spi 
ritus vermischter R. nur als Verschnitt-R. 
und ein mit Hilfe von künstlichem Äther, Rum - 
äther, d. i. Ameisenäther (s.d.), hergestelltes 
Erzeugnis nur als Kunst- oder Fassonrum ver 
kauft werden. Künstliche Färbung des Ver 
schnittrums mit Teerfarben ist mehrfach als Ver 
fälschung beurteilt worden; die Ansicht über den 
erforderlichen Mindestgehalt an echtem Rum 
schwankt zwischen 5 und io°/o. 
Ruß (lat. Fuligo, frz. Noir de fumöe, engl. Pine 
soot), ein Produkt der unvollständigen Verbren 
nung kohlenstoffreicher Substanzen, besteht aus 
Kohlenstoff, dem gewöhnlich noch kleine Men 
gen brenzlig-öliger Stoffe anhaften. Zur Darstel 
lung der gewöhnlichsten Sorte, des Kienrußes, 
benutzt man harzreiches Holz (Kienstöcke), 
und zwar besonders solche Hölzer und Rinden, 
aus denen vorher Pech abgetrieben worden ist. 
Dieses Rohmaterial wird geschwelt, d. h. in 
einem gemauerten Raume bei wenig Luftzutritt 
einer schmauchenden Verbrennung unterworfen. 
Die Feuerluft durchzieht, mit schwarzem Qualm 
beladen, einen langen Kanal, tritt dann in eine 
weite Kammer, die mit einer Bedachung (Haube) 
aus Wollstoff bedeckt ist, und entweicht unter 
Hinterlassung des R. durch die Poren der Haube. 
Der im Kanal sich absetzende R. ist am meisten 
mit brenzligen Stoffen beladen, mehr glanzruß 
artig, und daher ohne nachfolgendes Ausglühen 
nicht zu verwenden. Eine bessere Sorte sam 
melt sich in der Kammer, und die feinste an 
der Innenseite der Haube an. Geringere Sorten 
werden in derselben Weise durch Verbrennen 
von Stein- und Braunkohlen, Torf und Stein 
kohlenteer, zum Teil auf Koksbrennereien als
	        
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