Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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vollauf anerkennen und seiner Ausdauer, seiner Planmäßig 
keit und seiner Tatkraft, mit welcher er zu Werke ging, 
zuschreiben. 
Die allgemeine wirtschaftliche Lage, welche wir oben 
kennen gelernt haben und welche Kankrin nun beim Amts 
antritt vorfand, war in vieler Hinsicht kritisch. Besonders 
schlecht war die Lage der Staatsfinanzen, welche Gurjew 
hinterlassen hatte. Das Budget der letzten Jahre arbeitete 
mit beständigen Defiziten — und der Staatsbankrott stand 
unmittelbar bevor. Kankrin setzte vor allem hier alle seine 
Tatkraft ein. 
Zuerst wandte sich Kankrin gegen das von Gurjew 
angenommene System, wonach jährlich 30 Mill. Rub. zur 
Einlösung der Assignaten bestimmt waren, und schaffte es 
ab. Seitdem blieb die Assignatenmasse, die am 1. Januar 1824 
eine Summe von 595 776 310 Rub. betrug, konstant bis zum 
Jahre 1843, worauf sie durch Kredit-Billete ersetzt wurde.') 
Gleichzeitig wurden durch diese Veränderung in Weg 
fall gekommene Geldsummen und durch eine 5% Rot- 
schildsche Anleihe angesammelte Summen zur Bildung 
eines Reserve-Kapitals für Kriegszwecke verwendet, um 
ungünstigen Verhältnissen und besonders neuen Ausgaben 
der Assignaten vorzubeugen. 2 ) 
Was die Schuldentilgung anbelangt, so hat Kankrin 
von Anfang an den Grundsatz ausgesprochen und festge 
halten, daß »eine maßlos forcierte Verwendung des Kapitals 
zur Einlösung den erwarteten Erfog nicht haben kann, da 
die guten Bedingungen beim Abschluß einer Anleihe von 
den derzeitigen Konjunkturen abhängen, nicht aber von 
einem vorherigen Hinauftreiben der Fonds.« 8 ) 
Staatssschulden, zu welchen auch Kankrin nicht bloß 
ein Mal seine Zuflucht suchen mußte, und Militärausgaben 
bildeten die Hauptlast der Budgets, welche ins Gleichgewicht 
zu setzen nun die erste Aufgabe seines Bemühens war. 
i) Bl. 1. 120. - 2 ) Übers. 59; Semtk. 42. — 8 ) Übers. 59/60.
	        
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