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des Freihandels aufstellte, während Kankrin im Gegenteil,
wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, der Anhänger
der Handelsbilanz und ein Gegner des Freihandels ist.
Und in diesem Sinne ist W. Roscher nicht ganz im Un
recht, wenn er die Schriften Kankrins als »eine Reaktion
gegen die Lehre Smith’s« betrachtet. 1 )
Trotz seiner negativen Stellung den Physiokraten und
A. Smith gegenüber, ist jedoch G. Kankrin selber, wie wir
noch sehen werden, nicht ganz frei von deren Einfluss
geblieben.
II. Kapitel.
Kankrins eigener Standpunkt.
Nachdem wir gesehen haben, welche Stellung Kankrin
zu den nationalökonomischen Systemen einnimmt, fragen
wir uns wohl, welches denn sein eigener Standpunkt ist.
Zur Beantwortung dieser Frage werden wir nicht umhin
können, zuerst seine eigene Äusserung darüber zu zitieren.
Schon am Anfang seiner Betrachtung über national
ökonomische Systeme hatte Kankrin folgende Bemerkung
gemacht: »Nach den von uns entwickelten Ideen fallen die bis
herigen Systeme: Agrikultursystem, Kommerzialsystem usw.
grösstenteils in eins zusammen, oder vielmehr in ein Nichts,
w eil man den wahren Grund der Sache gemeiniglich, immer
aber ihren Zusammenhang verkannt hat.« 2 ) Daß er etwas
w eiter, am Ende derselben Betrachtung, sogar die geschicht
liche Tatsache der Existenz der Merkantil- und Agrikultur-
syteme verneinen will, 2 ) ist ein bedenkliches Zeichen für die
Folgerichtigkeit der Darlegungen unseres Autors, zumal er
vorher eben diese Systeme behandelt hat. Was aber den
*) Rosch. 815. — 2 ) Weltr. 107. — 3 ) Weltr. 113.