11 —
Den Safrangebrauch in der Küche kannten schon die
Römer. Auch der offizineile Gebrauch war ihnen nicht
fremd. Besonders im Orient spielte der Safran als Heil
mittel eine große Rolle ‘), und wohl wesentlich aus den
Schriften der arabischen Ärzte und Naturforscher erlernte
das Abendland diesen Gebrauch. In verschiedenen Arznei
büchern wird er, äußerlich und innerlich anzuwenden, als
Heilmittel empfohlen. Eine zusammenfassende Darstellung
seines medizinischen Gebrauchs gibt das Buch der Natur des
Konrad von Megenberg 1 2 3 ). Sie stimmt in fast allen wesent
lichen Punkten überein mit der des arabischen Arztes Ibn
Beitar “).
In Wasser aufgelöst hat der Safran die Fähigkeit, inten
siv gelb zu färben. Safranfarbig ist ein Attribut für gelb
gefärbte Stoffe im Orient und im alten Griechenland. Die
Römer besaßen das Adjektiv croceus für Gelb. Ausdrücke
wie Crocata vestes, crocina tunica sind aus der römischen
Literatur überliefert 4 ). Ob daraus der allgemeine Gebrauch,
Safran als Farbmittel zu benutzen, erschlossen werden darf,
scheint fraglich. Besonders die lateinischen Zeugnisse, die
Ilg zusammenstellt, lassen sich so deuten, als gebrauche mau
den Ausdruck crocusfarbig für gelb überhaupt. — Im Mittel-
alter läßt sich die Anwendung als Farbstoff in größerem
Maße mit Bestimmtheit feststelleri nur in der Malerei und
Seidenfärberei. Über die Verwertung in der Malerei geben
Auskunft die Abhandlungen über Technik der Malerei von
Pierre von S. Omer um 1300, Jehan le Begue 1431 und von
Cennino Cennini da Colle di Valdelsa 1437. Besonders Cen-
nini ‘) gibt eine Reihe von Rezepten für die Verwendung.
Safran wird für gelbe, grüne und rote Farben benutzt, bei der
Malerei mit Eitempera, mit Essig und Gummi und bei
1) A. V. Cremer: Semitische Kulturentlehnungen aus dem
Pflanzen- u. Tierreich. Ausland 1875. A. v. Kremer: Kulturgeschichte
des Orients unter den Kalifen. Wien 1877. II. 324. S. 86.
2) Herausgeg. v. F. Pfeiffer. Stuttgart 1861.
3) Ibn Beitar: Lexikon der Medikamente, übersetzt von Sont-
heimer. Stuttgart 1840 —42.
4) Ilg in Quellenschriften zur Kunstgeschichte Bd. I, Wien 1871,
S. 152 f. 5) Herausgeg. von Ilg a. a. 0., S. 32, 122 f.