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Aufwendungen, die die Gesamtheit für die Erziehung und Ausbildung
ihrer heranwachsenden Jugend macht, unproduktiv, weil sich erst
nach 20 bis 30 Jahren, wenn die Kinder zu Männern geworden
sind, der Lohn für das aufgewandte Kapital und all die Mühe und
Arbeit zeigt?
Dies wird wohl niemand behaupten wollen. Wohl aber können
wir, wie dies Beispiel zeigt, eine Trennung in der Hinsicht treffen,
daß wir direkte und indirekte Produktion unterscheiden. Wir
würden dann als direkt produktiv solche Tätigkeiten usw. bezeichnen,
die selbst eine Werterhöliung bewirken, während als indirekt produktiv
diejenigen angesehen werden müßten, die den Erfolg haben, daß
andere Tätigkeit oder anderes Kapital neue Werte schaffen können.
Wohl stellt sich die Arbeit des Herrschers, der Verwaltungs
juristen, der Beamten, des Militärs usw. nicht in einem greifbaren
äußeren Resultate dar, aber wie wollten wir ohne eine staatliche
Ordnung auskommen? Smith bestreitet das allerdings nicht, möchte
aber die Arbeit des Staates auf die Beseitigung etwaiger Störungen
und auf die Garantie der Freiheit des einzelnen beschränkt wissen.
Jedes positive Eingreifen des Staates ist ihm ein Greuel. Das Ver
mögen des englischen Volkes, so sagt er, ist durch den Fleiß und die
Klugheit einzelner, die an der Vermehrung ihres Vermögens ein
natürliches Interesse haben, anf seine große Höhe gekommen 5 j und
der Staat hat daher nicht die geringste Berechtigung, diese Tätigkeit
der Bürger irgendwie zu überwachen oder gar durch Gesetze zu ordnen.
Hier wird er sogar — ein seltener Fall bei ihm — ausfallend, indem
er das Eingreifen des Staates als „höchste Unverschämtheit und An
maßung“ 2 ) bezeichnet. Die Begründungen sind die bekannten, mit
denen uns auch heute noch die Anhänger der möglichsten Beschränkung
der Staatsgewalt zu überzeugen suchen, an der Spitze das alte Ar
gument, daß jeder, da es sich um sein Privatinteresse handle, selbst
am besten wissen müsse, wie er sich am vorteilhaftesten betätigen
könne. Daß es nicht nur eine unmittelbare, sondern auch eine mittel
bare Wertschaffung gibt, hat Smith noch nicht erkannt, es ist erst
Mill gewesen, der diese Lücke ausgefüllt hat.
Nun noch ein dritter Punkt, der hervorgehoben zu werden ver
dient : es ist die zu geringe Beachtung des Seltenheitsmomentes. Ganz
übergeht Adam Smith es ja nicht, er erkennt seine Bedeutung bei
*) Smith, a. a. 0., II. 98.
2 ) Ders., a. a. 0., II, 99.