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außergewöhnlichen Zuständen ] ) und beim Monopol 2 ) ausdrücklich an.
Aber in seiner ganzen Bedeutung hat er es doch nicht gewürdigt.
Er fühlt es allerdings dunkel, wenn er bei der Besprechung vom
natürlichen und vom Marktpreis als Beispiel anführt: In Canton
erhielte man für eine Unze Silber doppelt soviel als in London 8 );
aber er geht über diese Tatsache, die er, wie gesagt, nur nebenbei als
Beispiel anführt, ohne sie näher zu begründen hinweg. Er würde,
hätte er sich nach dem Grunde dieser auffälligen Erscheinung gefragt,
sicher der wahren Ursache, dem Seltenheitsmoment auf die Spur ge
kommen sein. Es ist eins der wichtigsten Wertbildner, wie vor allem
Conrad *) und Schmoller 5 ) nachweisen. Es würde außerhalb unseres
Themas liegen, wollten wir diese Lehre näher ausführen, wir verweisen
deshalb auf die erwähnten Autoren.
Inwiefern stellt nun Adam Smith einen Fortschritt gegenüber
Turgot dar? Mit dieser Frage verknüpft sich notwendig eine zweite:
hat er auf der von den Physiokraten geschaffenen Unterlage weiter
gebaut, oder hat er einen vollständig neuen Weg zur Beantwortung
der Frage nach den Produktionsfaktoren eingeschlagen? Wir müssen
wohl, wenn wir nur die Theorie der Produktionsfaktoren ins Auge
fassen, das erstere für richtig annehmen. Dafür sprechen nicht nur
seine eigenen Worte, wie wir sie im vierten Buche seines „Wealtb of
Nations“ finden ®), in dem er die physiokratischen Lehren zwar nicht
vollständig anerkennt, aber doch zugibt, daß die Agrikultur produk
tiver sei als die Manufaktur 7 ), dafür sprechen vor allem die Über
einstimmungen, die wir bei Turgot und ihm finden und die nicht
bloß daher rühren, daß beide gemeinsame Gegner des Merkan
tilismus sind.
Neben manchen Einzelheiten, wie der Lehre vom Gelde und von
der Notwendigkeit des Kapitals als Vorschuß bei der Begründung
von Unternehmungen, wo Smith und Turgot vollständig dieselben Ge
danken entwickeln, kommt für uns hauptsächlich ihre gemeinsame
Rententheorie in Betracht. Turgot sagt 8 ): „der Ertrag des Bodens
*) Smith, a. a. 0., I, 84.
2 ) Ders., a. a. 0., I, 85.
3 ) Ders., a. a. 0., I, 51.
*) Conrad, a. a. 0., I, 13.
5 ) Schmoller, Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1904, S. 565.
6 ) Smith, a. a. 0., III, 209 ff.
’) Ders., a. a. 0., HI, 226.
8 ) Turgot, a. a. 0., § 14 (S. 10).
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