Full text: Taxämter oder private Schätzungen?

keit Wechselwirkungen, die von höchster Bedeutung für die Wert 
schätzung sind. 
Wir vermögen diese Anschauung aus einer recht charakteristischen 
Erfahrung zu begründen und zwar aus der Praxis der Berg 
schadenabschätzung. So lange z. B. im rheinisch-westfälischen Koh 
lenrevier ein Bausachverständiger selbst auch noch „praktisch" tätig 
ist, erscheinen die Ergebnisse seiner Schätzung durchweg als aus 
reichend, sobald er aber unter der Wucht der Schätzungsausträge 
die Baupraxis ausgibt, beginnen in mehr oder weniger großem 
Umfange die Schätzungen den Unwillen wenigstens der klagenden 
Parteien zu erregen. 
Die Taxation durch im praktischen Leben stehende 
Sachverständige ruht vor allen Dingen aber — wie 
aus vorstehendem klar ersichtlich — aus einer viel 
anpassungsfähig er enGrg a nis a tio n, wiedieTaxation 
durch Ta xämter. Sie hat vor letzteren den Vorteil voraus, 
daß sie zu individualisieren vermag. Die verschie- 
benartigkeit der Umstände lassen sich oft gar nicht 
in Worten ausdrücken. Der Linzelschätzer kann und 
wird sie in seinen Zahlen sprechen lassen. 
Nehmen wir einmal die außerordentlich verschiedenen Grund 
slückspreise in den einzelnen Lagen. Lin Beispiel seien diejenigen von 
Bochum und Wanne. (Tabelle 1.) 
Tabelle I. 
Der Wert einer Baustelle pro (Quadratmeter betrug 
nach Strehlow*). 
in Bochum 
rrcf. 
in Wanne 
Mk. 
billige Lage 
bessere Lage 
be te Lage 
bessere Geschäftslage 
beste Geschäftslage 
7,00— 21,00 
21,00— 35,00 
28,00—50,00 
28,00— 70,00 
75,00—500,00 
3,00— 6,00 
6,00—10,50 
10.50— 17,50 
17.50— 28,00 
28,00—70,00 
So groß die Differenzen in den einzelnen Lagen auch sein werden, 
der Linzelschätzer besitzt hinreichende Beweglichkeit, die richtige Ziffer 
erfassen zu können. Ganz ähnlich ist es, wenn man von dem Wert 
der nackten Grundstücke ganz absieht. Die voraussichtliche Stand 
dauer, der Mietertrag usw., alles das hängt doch auch von der Un 
terhaltung und der Art der Mieter ab. Die Mieter setzen sich 
zusammen vom Lisenbahndirektionspräsidenten bis zum Tagelöhner 
herab! hier ein ehrwürdiges Haus aus der Zeit unserer Großväter, 
dort der Neubau von heute. Das alles zu erfassen, erfor 
dert zunächst einmal den „richti gen Blick", den nur eine Per 
sönlichkeit haben kann. Bei zwei nebeneinander liegenden Grund 
stücken von absolut gleicher Größe und Form und von gleichem 
') Die Boden- und Wohnungsfrage 1911.
	        
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