verschwunden ist. Nach seinem Tode haben seine bedeutendsten Schüler
Bazard und Enfantin, auf die wir hier aber aus Raummangel nicht
eingehen können, seine zerstreuten Lehren in ein wohlgeordnetes System,
den sog. „Saint Simonismus", gebracht und ihm eine ziemlich weite Ver
breitung verschafft. Bemerkenswert ist es, daß Enfantin zum ersten Male
in der Neuzeit die in jeder Hinsicht restlose Gleichstellung der Frau mit dem
Manne und die freie Liebe verkündigte. Enfantin und Bazard prokla
mierten auch zum ersten Male die Emanzipation des Arbeiters vom Besitz,
die Zuerkennung seines Rechts auf die Produktionsmittel und ihre Asso
ziation zwecks ihrer gemeinschaftlichen Verwertung.
II.
Zu sehr eigenartigen, höchst utopischen Vorschlägen gelangte der 1772
in Besancon als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geborene und 1837
im Armut verstorbene phantasiereiche Charles Fourier, dem kein Ge
ringerer als Bebel eine besondere umfangreiche Monographie gewidmet
hat. Er erstrebt eine Organisation der Arbeit, die sich auf dem Genuß auf
baut. In seinen Hauptschriften „Theorie des Ouatres rnouvements“ 1908 und
„Tratte de I-’assoziation agricole“ verlangt er die Begründung von etwa 1800
bis 2000 Menschen umfassenden Gemeinden, sie wohnen in Kasernen und
vereinigen sich in freien! Serien Phalansteren zur gewerblichen und landwirt
lichen Erzeugung. Aktien schaffen das nötige Kapital, Grund und Boden sowie
alle Werkzeuge und Maschinen sind Gefamteigentum. Der Betrieb ist der
Großbetrieb. Der Arbeitsertrag fällt zu fünfzwölftel als Dividende dem
Kapital zu, zu vierzwölftel wird er als Arbeitsanteil und zu dreizwölftel
als Talentanteil ausgeschüttet. Man sieht: von einem grundlegenden „So
zialismus" im eigentlichen Sinn ist auch Fourier weit entfernt. Die Kinder
werden gemeinsam erzogen, die Frau ist mit dem Mann völlig gleichberech
tigt. Sein geistvoller Schüler Viktor Considerant brachte die Gedanken des
Meisters in dem drei Bände starken Werke „vestine 8oziale“ (1838) zum
klarsten Ausdruck. Seine Versuche, das Fouriersche Phalangensystem in
Texas von 1854—1863 zu verwirklichen, erlitten indes, wie eine Anzahl
ähnlicher Versuche in Algier und Frankreich selbst, kläglichen Schiffbruch.
Von den zahlreichen Phantasien und Phantastereien Fouriers, der u. a.
das Salzwasser des Ozeans in süße Limonade verwandeln, die Erde mit
dienstbeflissenen Antilöwen bevölkerte und die zukünftigen Menschen sich in
drei Meter hohen Gestalten vorstellte, hält sich völlig frei der wirklich
praktische Gegenwartsarbeit leistende große englische Philantrop Robert
Owen (1771—1858). Als Sohn eines kleinen Geschäftsinhabers geboren,
mußte er schon als zehnjähriger Knabe sich sein Brot in einem Ladengeschäft
sauer verdienen, konnte sich aber bereits 1800 eine große Baumwollspinnerei
in New-Lanark in Schottland kaufen. Bald wurde er einer der ersten und
angesehensten Großindustriellen Englands und Inhaber eines nach vielen
Millionen zählenden Vermögens. Durch zweckmäßige Arbeitsordnung und
Wohlfahrtseinrichtungen aller Art, z. V. Einführung eines Eottage- (Land
haus-) Systems mit guten Wohnungen und Gärten, Gründung von Ar
beiterkonsumvereinen und Speisehäusern hob er die 2500 Köpfe zählende