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kenden wurde dicht nur Waffengewalt angewandt, man entzog ihnen
auch die Lebensmittel und gab sie dem Hungertode preis...
Es fetzte ein richtiger Kreuzzug gegen die gesamte Bevölkerung ein. lleber-
all fanden Massenhinrichtungen von Bauern, Arbeitern und In
tellektuellen statt. Die sozialistischen Parteien wurden für vogelfrei er
klärt, ihre Mitglieder auf der Stelle erschossen oder als Eeisseln in Kon
zentrationslagern untergebracht. Eine blutige Welle des politischen Ter
rors, die eine selbst im Vergleich zu den Zeiten des Zarismus unerhörte
Ausdehnung annahm, schwoll immer mehr an und überschwemmte das
unglückliche Land, das ohnmächtig in den Fesseln der wirtschaftlichen Des
organisation, Anarchie und Hungersnot schmachtete." (S. 45/46.) Wahrhaft
erschütternde Einzelheiten entrollt auf Crund bolschewistischer Quellen sel
ber der 4. Abschnitt des Buches „Das Bild des heutigen Rußlands." Da
nach müssen die Bolschewisten für das Gouvernement Petersburg selber ein
räumen, daß der Verpflegungszustand verzweifelt ist. In der Gegend, von
der die Rede ist, konnte vom 21. Dezember 1917 bis anfangs September 1918
von dem Proviantamt nicht ein einziges Stück Brot verteilt werden." (Pe
tersburger Wahrheit vom 30. Oktober 1918.) An Giern kamen während des
ganzen Sommers 1918 acht Stück auf den Kopf der Bevölkerung. Ueber die
Gouvernements Olonez und Nowgorod schreibt der Kommunist Eolubew:
„Ich selbst war Augenzeuge, wie die Menschen dazu übergingen, sich nach
Art von Tieren zu nähren, wie sie auf den Feldern wilden Klee suchten,
trockneten, zerrieben und aus ihm Fladen buken" . . . Auch im Gouverne
ment Wologda wird die Lage gänzlich unhaltbar, die Hungersnot hat schon
begonnen. Aehnliche Mitteilungen kann man in der bolschewistischen Presse
über alle Gouvernements, die auf Einfuhr angewiesen sind, d. h. über die
Hälfte des ganzen Sowjet-Rußlands, hören ... In einem Lande, in dem
man so Hunger leidet, daß die Menschen in Massen vor Hunger sterben und
auf der Straße vor Erschöpfung hinfallen, läßt sich eben die Wahrheit nicht
verheimlichen . . . Aber die Lage der Arbeiter in bezug auf die Lebensmit
telverteilung ist noch weit schlechter .... Im Gouvernement Twer, Wladi
mir, Nowgorod, Kostroma u. a. haben die Post- und Telegraphenarbeiter
schon drei Monatelang von nirgendher irgendwelche Lebensmittel er
halten ... (S. 52/53.) Die großen Industrien, die Metallindustrie, die
Textilindustrie, die Gummi-, Zement- und Naphtaindustrie>sind so gut wie
ganz zerrüttet. „Man kann jede beliebige Jndustriebranche nehmen, die
Zuckerindüstrie, die Papierindustrie, die Streichholzindustrie, kurz, welche
man auch ins Auge fassen will, überall ertzibt sich das gleiche Bild einer
traurigen Zerstörung, rapiden Zerrüttung, ja einer völligen Vernichtung.
Das „Oekonomische Leben" (Nr. 12) schreibt in einer Charakteristik der wirt
schaftlichen Gesamtlage: Die Lage unserer Industrie kann im gegebenen
Momente mit dem einem Wort „katastrophal" charakterisiert werden (S.
54).... „Das Transportwesen ist in Rußland völlig zerrüttet ...das
Land stirbt d e n H u n g e r t >o d. (S. 55) Selbst das wenige, w!as über
haupt noch produziert wird, gelangt nur mit äußerster Mühe zur Verteilung.
Die bolschewistischen Organisatoren sind unfähig und bestechlich in hohem
Grade, ihre Amtsgeschäfte dienen ihnen zur Selbstbereicherung. >(S. 57—61.)
„Der Zerfall der Industrie Und die Lebensmittelkrise lasten schwer auf der