IX. Englisch-amerikanische Handelsbeziehungen. 123
siebzehn Republiken Süd-Amerikas, welche bis vor ganz kurzem
von Spanien regiert wurden, sind nun alle unabhängig und regieren
sich selbst. Nur während der Entwicklungsperiode vermögen macht
volle Nationen entlegnere Völker zu regieren und über dieselben
zu herrschen; doch selbst während dieser Periode kann solch eine
entfernte Regierung so günstigen Einfluß ausüben, daß selbst nach
Übernahme der tatsächlichen Leitung durch die neue Gemeinschaft
die Beziehungen zwischen Mutter und Kind ununterbrochen bleiben,
ja sogar noch inniger werden als vorher. Kanada und Australien
bieten die besten Beispiele dafür. Infolge der weisen, gütigen,
friedlichen und versöhnlichen Politik ist innerhalb des großen
britischen Reiches ein Rassenpatriotismus entstanden, der auf sitt
lichen und deshalb auf den dauerndsten aller Kräfte beruht: nicht
auf Gesetz, sondern auf Liebe. Der Erfolg von Großbritanniens
Kolonialgebiet in neueren Zeiten gehört zu den größten Triumphen,
welche je eine Nation errungen; ja, er bildet vielleicht geradezu
den absolut größten Triumph. Er wurde nur durch Mittel des
Friedens, nicht des Krieges möglich'; solch ein Sieg ist viel ruhm
bringender als jede Eroberung durch Waffengewalt und dazu viel
dauerhafter, wie die Zukunft zeigen dürfte.
Die Fahne Großbritanniens flattert über Kanada und Australien,
auf Wunsch ihres Volkes bilden sie Teile desselben großen, ge
einten Ganzen. Die Frage ist nun, ob sich die Rasse innerhalb
des großbritannischen Reiches bescheiden oder zu guter Letzt zu
einem großen Ratbündnis für die gesamte Rasse entwickeln v/ird:
dazu berufen, die internationalen Beziehungen, von denen der
Weltfrieden abhängt, zu ordnen, und zwar bei voller Aufrecht
erhaltung der Selbstregierung für die besonderen Interessen eines
jeden einzelnen Landes; eine gekrönte oder ungekrönte Republik.
Ich darf für mich den Anspruch erheben, daß ich schon vor Jahr
und Tag als erster die Wiedervereinigung aller englisch sprechenden
Nationen vorausgesagt habe. Hier bietet sich unseren Handels
kammern ein dankbares Feld, dessen Kultivierung nur des Friedens
und guten Willens bedarf. Schon jetzt können sie ihren guten
Einfluß dadurch betätigen, daß sie freundschaftliches Empfinden
stärken und die beiden Zweige unserer Rasse noch inniger einander
zu nähern suchen. Ich habe beinahe vergessen, eine der besten,