Ansprache an junge Kaufleute.
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haben die, welche ihm vertrauten, nur sich selbst Vorwürfe zu
machen. Seien Sie entschlossen, Geschäftsleute, niemals aber Spe
kulanten zu werden!
Die dritte und letzte Gefahr, vor welcher ich Sie warnen möchte,
hat gar mache vielversprechende Kraft nach glücklich begonnener
Laufbahn Schiffbruch leiden lassen: Indossieren und Gefälligkeits
akzepte. Diese Gefahr ist um so größer, als sie gewöhnlich in
Freundesgestalt erscheint. Sie wendet sich an Ihre edelmütigen
Instinkte, und Sie selbst sagen sich dann: „wie darf ich meinen
Namen zum Beistände eines Freundes verweigern?“ Gerade weil
so viel Empfehlenswertes in dieser Ansicht liegt, ist ihre tatsäch
liche Befolgung sehr gefährlich. Lassen Sie mich Ihnen sichere
und ehrenhafte Verhaltungsmaßregeln für solchen Fall geben. Ich!
würde Ihnen an erster Stelle raten: indossieren Sie überhaupt nie
mals, doch das ist zu viel gefordert, gleich dem Gebote, niemals
Wein anzurühren, niemals zu rauchen, oder gleich einem der vielen
anderen „Niemals“. Alle solche Gebote haben ihre Ausnahmen.
Als Geschäftsleute werden Sie zweifellos hin und wieder für Freunde
Bürgschaft leisten; dennoch gibt es eine Linie, bei der die Rück
sicht auf den Erfolg eines Freundes aufhört, und die Rücksicht
auf die eigene Ehre beginnt. Wenn Sie selbst anderen schulden,
dann ist Ihr ganzes Kapital und übriges Vermögen ein feierlich
Anvertrautes, welches für die Sicherheit derer, die Ihnen vertraut
haben, unbelastet bleiben muß; Sie können, ohne Ihre Ehre preis
zugeben, nichts tun, wodurch diese Ansprüche an Sie gefährdet
werden. Wenn ein Mann, der anderen schuldet, für andere Bürg
schaft leistet, riskiert er nicht sowohl seinen eigenen Kredit und
sein eigenes Kapital, sondern das seiner Gläubiger. Er verletzt
ein Pfand. Merken Sie sich daher: bürgen Sie niemals, solange Sie
nicht Mittel besitzen, deren Sie für die Begleichung eigener Verbind
lichkeiten nicht bedürfen, und bürgen Sie niemals über diese Mittel
hinaus.
Betrachten Sie überhaupt Bürgschaften als Geschenke. Fragen
Sie sich immer, ob Sie Ihrem Freunde ein Geschenk zu machen
wünschen, und ob das Geld wirklich Ihr eigen ist und nicht ein
Pfand für Ihre Gläubiger. Sie gehen selbst nie sicher, ohne an
diesem Grundsatz als ehrenhafte Geschäftsleute festzuhalten. Ich'