Full text: Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russisch-Polen und dem Deutschen Reiche und die sich daraus für den Friedensschluss ergebenden Folgerungen

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Rechts der Weichsel ist das Eisenbahnnetz ein dichteres, wenn 
es sich auch in keiner Weise mit den Bahnverbindungen der west 
lichen Kulturstaaten vergleichen läßt.' Warschau bildet hier den 
Ausgangspunkt der Bahnen nach Petersburg und Moskau, die 
unter ernander durch Nebenlinien mehrfach verbunden sind, sowie 
auch den Ausgangspunkt der Weichselbahn, die über Jwangorod, 
Lublin, Cholm nach Kiew geht. 
Zwischen Deutschland und Rußland be 
stehen 8 Eisenbahnverbindungen, von denen 
7 in polnisches Gebiet führen; es sind dies 
die Bahnübergänge bei Grajewo, Mlawa, 
Thorn, Kalisch, Herby und zwei Übergänge 
bei Sosnowice. 
Eingeschaltet sei hier, daß zwischen Polen und 
Österreich nur ein Übergang, der von Granica, 
vorhanden ist. Das ist besonders charakteristisch und zeigt, 
wie der Verkehr Polens immer nach Deutschland und weniger 
nach Österreich tendierte. 
Der Güterverkehr zwischen Deutschland und Polen auf den 
Bahnen hatte in den Jahren 1912/13 nach der Preußischen 
Eisenbahnstatistik folgenden Ilmfang: 
(Siehe Anlage 2 am Schluß.) 
Hinter dem Güterverkehr der Eisenbahnen steht der Ver 
kehr auf der Weichsel stark zurück, obwohl gerade die 
Weichsel nach Lage und Größe berufen wäre, 
eine Hauptader des Güterverkehrs zu werden. 
Daß der Weichselverkehr diesen Anforderungen nicht gerecht 
wird, liegt an dem schlechten Zustande des Stromes, vor 
allen Drngen an den unaufhörlichen Versandungen und da 
mit zusammenhängend an der ungenügenden Tiefe. Außer- 
bem fehlen auf der ganzen Stromstrecke innerhalb des Königreichs 
Polen jegliche Stromverwaltung und infolgedessen alle Vorrich 
tungen und Anlagen zum Aus- und Einladen, wie Umschlagplätze, 
Geleise, Kräne und dergl., kurz alles, was für eine normale Ent 
wickelung des Schiffsverkehrs unbedingt notwendig ist. 
Von Bedeutung ist nur die Weichselflößerei. Der ganze 
Strom bildet die Hauptader des gewaltigen Holzverkehrs aus 
seinem gesamten Stromgebiete und den östlichen Narbargebieten, 
der den deutschen Markt mit Bau- und Nutzholz versorgt und 
noch einen Überschuß stir die Ausfuhr aus den deutschen Hafen 
plätzen liefert. 
Arbeiterfrage. Die Zahl der Fabrikarbeiter Polens betrug 
im Jahre 1907 über 300 000 Köpfe. Im Jahre 1897 wurden
	        
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